Antikes Flüchtlingsdrama bei Art Carnuntum

Ein antikes Flüchtlingsdrama steht morgen Abend beim Welt-Theater-Festival Art Carnuntum auf dem Programm. Elfriede Jelinek hat in ihrem derzeit vielgespielten Stück "Die Schutzbefohlenen" die Tragödie des Aischylos beeindruckend umgeschrieben. In Carnuntum ist nun eine Neuinterpretation der "Schutzflehenden" zu sehen.

Geboten wird eine Zeitreise, die vom alten Griechenland in die Gegenwart führt. Ö1 hat mit Festivalleiter Piero Bordin über die Aktualität der Tragödie und das derzeit stattfindende griechische Finanzdrama gesprochen.

Kulturjournal, 10.7.2015

Flüchtlinge, Schutzflehende, die Hiketiden oder Danaostöchter, so der ursprüngliche Titel der Aischylos-Tragödie fliehen vor Verfolgung aus Ägypten über das Mittelmeer ins griechische Argos und bitten um Asyl. Das Für und Wider wird in diesem 2500 Jahre alten, hochaktuellen Text diskutiert, der in einer Aufführung des griechischen Theater aus Köln kommt - wenn man so will eines der ältesten Migrantentheater im deutschsprachigen Raum. Regisseur Kostas Papadopoulos hat seine eigene deutsch-griechische Fassung erstellt. Der Leiter von Art Carnuntum, der Halbgrieche Piero Bordin, ist froh, diese Aufführung als Festival-Schlusspunkt zeigen zu können. Die Aufgabe von Art Carnuntum sehe er in der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit dem klassischen Kulturerbe.

Die Akropolis und die Situation in Griechenland von heute kennt Piero Bordin natürlich auch gut, und er gibt in der Diskussion über das Finanzdebakel aus der Perspektive der Kulturindustrie zu bedenken: "2004 war die Olympiade in Griechenland - die Schulden zahlen wir noch heute zurück; Griechenland war Fußball-Europameister, hat den Song Contest gewonnen - es war sehr auf dem Höhepunkt, und dann kam der riesige Fall."

Aber Piero Bordin bleibt dem Vorbild des Sokrates und des Aristophanes folgend ironisch optimistisch: "Griechenland wird es trotzdem überleben. Es hat zweieinhalbtausend Jahre überlebt, es hat 500 Jahre Türkenherrschaft überleb - den griechischen Geist sollte man nicht unterbewerten."

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