Julia Rohn, Fotografie
geboren 1990 in Linz, lebt in Wien
8. April 2017, 21:58
ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Kommentar der Künstlerin
SUPER BRIGHT thematisiert eine Tendenz der Überästhetisierung und des Überangebots von Putzmaterialien. In all ihren Formen, Farben und Strukturen bilden die Schwämme und Wischlappen als industriell gefertigte Massenprodukte eine Metapher der Wegwerfware. Die Objekte zitieren dabei abstrakte Malerei und Pop Art, wodurch ein ironischer Moment im Bezug auf unsere Konsumkultur entsteht. Die fotografische Inszenierung verstärkt den Gedanken eines unabdingbaren und vor allem sauberen Produktes.
Nine Solid Squares
2015, Pigmentprint, 145 x 110 cm, kaschiert und hinter Glas gerahmt
Die Arbeit bildet ein klares Zitat der Colourfield-Malerei, die sich der Konzentration auf Form und Farbe verschrieb und ironisieren hier den Fokus auf die ästhetische Hülle von Putzartikeln.
Pearls
2015, Pigmentprint, 145 x 110 cm, kaschiert und hinter Glas gerahmt
In "Pearls" stehen sich eine hellblaue und weiße Fläche gegenüber. Der Titel verweist auf das Produkt der "Pearl Scourers", die durch ihre glänzende Beschaffenheit vorgeben eine höherwertige und optimierte Ware zu sein.
Classic Stripes
2015, Pigmentprint, 145 x 110 cm, kaschiert und hinter Glas gerahmt
Der bunte Wischlappen-Querschnitt ist eine ironische Referenz zu den stripe-paintings der 1950/60er Jahre.
Die Künstlerin
Julia Rohn, geboren 1990 in Linz und aufgewachsen in Salzburg, ist bildende Künstlerin und Kultur- und Sozialanthropologin. Sie arbeitet hauptsächlich mit den Medien Fotografie, Video, Zeichnung und Installation. In ihren Werken lässt sich ein Schwerpunkt auf materieller Kultur erkennen. Die Art, wie der Mensch in unterschiedliche Beziehungen zu Alltags- und Konsumobjekten tritt fasziniert sie dabei. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Relation zwischen der sogenannten Hochkultur und der Sphäre des Populären. Diese Beschäftigung fußt auf einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit Konzepten wie das der Kultur und Geschichte, sowie ihrer visuellen Repräsentation.
Julia Rohn nahm seit 2010 an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil. Ihr Werk ist in der Sammlung FOTO-RAUM von Andra Spallart vertreten. Sie lebt und arbeitet in Wien.
Arbeitsvorhaben
Während der Laufzeit des Stipendiums möchte ich vor allem intensiv meinen Diplomarbeitskomplex SUPER BRIGHT weiter fortführen und ausloten. Dabei sind bereits einige Skizzen, Konzepte und Ideen entstanden, wie ich vor allem die Beziehung analoge Großformatffotografie – Skulptur – Video vertiefen werde. Seien es Säulen, welche die Grundfläche von besonderen Schwammformen multiplizieren oder die Umkehrung der Farbenvielfalt, die am Markt besteht, indem Schwämme in weiß, grau oder schwarz inszeniert werden. Des weiteren soll ein Zugang über das Medium Video gefunden werden, das Werbeästhetik persifliert.
In einem andauernden Prozess sollen weitere Putzartikel anderer Länder gesammelt, angehäuft und zu künstlerischen Arbeiten transformiert werden.
Neben diesem Werkkomplex möchte ich ein künstlerisches Konzept umsetzen, dass sich mit einer Produktserie namens „historisk“, schwedisch für „historisch“, von Ikea beschäftigt. Die Produktpallette umfasst Notizblöcke, Sticker und vieles mehr, welche prototypische historische Abbildungen zeigen. Diese oberflächliche, stereotype Vermittlung von Geschichte soll in der Arbeit „sticky history“ in Kontrast zu einer individuellen, subjektiven Geschichtsschreibung gesetzt werden. Dies geschieht, indem 14 im Laufe von zwei Jahren an den unterschiedlichsten Orten gefundene Scherben an den Platz der Sticker in dem mit „14x historisk“ betitelten Cellophan gesetzt werden.
Zudem arbeite ich in einem Künstlerinnenkollektiv mit meiner Schwester Hanna Rohn, Performance-Makerin und Dramaturgin, vor allem an einem konzeptuellen Kochblog, der eine Innovationsförderung aus England gewonnen hat und an mehreren Theaterprojekten zum Thema Klimawandel und Globalisierung, wie SNOWWHITE & CO und Das letzte Reisebüro, wobei Letzteres für den Jungwild-Theaterpreis 2013 nominiert wurde.
Das Stipendium würde mir ermöglichen meine Arbeitsvorhaben wie geplant umzusetzen.
Website
Universität
Ausbildung
2009 – 2015: Studium der Fotografie, Universität für angewandte Kunst Wien
2008 – 2015: Studium der Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien
Ausstellungen
2015
SUPER BRIGHT, Projektraum Viktor Bucher, Wien, A
THE ESSENCE 2015, Kuenstlerhaus, Wien, A
K & K, Schikaneder, Wien, A
2014
PRETTY RAW, Universität für angewandte Kunst, Wien, A
SOFT JUNGLE, Kiosk.6, Weimar, D
ILLUMINATING THE DARKNESS, Viehauktionshalle, Weimar, D
SALON PINK, Gaswerk, Weimar, D
KEINE PANIK, Jakobskirche, Weimar, D
RA, Skulpturinstitut, Wien / A
UNTER STROM, Semperdepot, Wien, A
HOW LONG IS NOW?, Haus der Fotografie, Burghausen, D
WIR GEHEN MIT DEM KOPF, Skulpturinstitut, Wien, A
BRISTOL BIENNIAL, uncontrolled pedestrians, Bristol, GB
DAS UNENDLICHE UND SEIN ENDE, SWDZ, Wien, A
2013
FUER DIE FUELLE, Salzburger Kuenstlerverein, Salzburg, A
THE ESSENCE 2013, Kuenstlerhaus, Wien, A
UTOPIE:DYSTOPIE, Werk, Wien, A
MOVING IMAGES II, Friday Exit, Bauernmarkt 9, Wien, A
2012
REALM, Heiligenkreuzerhof, Wien, A
DRAWN APART, Galerie.Z, Hard, A
KONSENS IST KEINE MEINUNG, Fotoraum, Wien, A
AN/ORDNUNGEN, Liquid Loft Studios, Wien, A
2011
ORNAMENTAL STRUCTURES, curated by Danica Dakic, Charlama Depot, Sarajevo, BIH
MY DEAR CARGO, Kunsthalle Bremerhaven, Bremerhaven, D
BLUE BANANA, curated by Sofie von Olfers, Prater Hauptallee 2a, Wien, A
2010
COLPO D'OCCHIO, Palazzo Baronale, Torchiara, I
LES NUITS BLANCHES, das weisse haus, Wien, A
SALON XV, curated by FotoK, Reindorfgasse, Wien, A
Publikationen
Reder, Christian (Hg., 2012): Kartographisches Denken. Springer WienNewYork.