Amanda Vaill
Hotel Florida
Madrid 1936 - der Bürgerkrieg verwüstet die spanische Hauptstadt. Ernest Hemingway, Martha Gellhorn, Robert Capa, Gerda Taro, Arturo Barea und Ilsa Kulcsar - dicht am Abgrund begegnen sich drei Liebespaare und erleiden beispielhaft die Extreme des 20. Jahrhunderts im "Hotel Florida". Davon erzählt die amerikanische Autorin AmandaVaill in ihrem Buch mit dem Untertitel "Wahrheit, Liebe und Verrat im Spanischen Bürgerkrieg". Ö1 hat die Autorin zum Gespräch getroffen.
8. April 2017, 21:58
In den 1960er Jahren wurde das Hotel abgerissen. An seiner Stelle steht heute ein Kaufhaus.
Amanda Vaill
"Es war ein elegantes Hotel und gewiss eines der besten damals in Madrid. Leider stellte sich gleich zu Beginn des Bürgerkriegs heraus, dass das Gebäude in der Artillerieschusslinie von Francos Nationalisten stand. Wenn man dort abstieg, musste man also damit rechnen, dass das Hotel bombardiert würde. Und das ist auch einige Male vorgekommen.
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Es war so wie im Film 'Casablanca': Jeder ging in Rick's Bar. Das Hotel Florida war quasi Rick's Bar in Madrid. Jeder kehrte dort ein: US-amerikanische Piloten, die als Söldner für die spanische Regierung arbeiteten; oder Menschen, die in den internationalen Brigaden gegen Franco kämpften und gerade Ausgang hatten. Und dann fand man dort natürlich die Kriegsberichterstatter aus aller Welt."
Service
Amanda Vaill, "Hotel Florida - Wahrheit, Liebe und Verrat im Spanischen Bürgerkrieg", Klett-Cotta Verlag
Das Hotel Florida ist für Amanda Vaill eine Art Vehikel, den Spanischen Bürgerkrieg wie einen Film in Kaleidoskop-Technik zu erzählen. Im Zentrum stehen dabei drei Paare, die während des Bürgerkrieges lose miteinander zu tun hatten. Das prominenteste Paar ist zweifellos Ernest Hemingway und seine damalige Freundin sowie spätere dritte Frau, die Journalistin Martha Gellhorn. Auch die beiden Fotografen, der Ungar Robert Capa - alias Andre Friedmann - und seine Partnerin, die Deutsche Gerda Taro, sind bekannt. Doch vom Spanier Arturo Barea und seiner späteren Frau, Ilse Kulcsar, hat bisher kaum jemand gehört. Die geborene Wienerin betätigte sich von Jugend an politisch und war Mitglied der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. 1934 ging sie mit ihrem ersten Mann, Leopold Kulcsar nach Brünn.