Vorschau - Filmfestspiele von Venedig
Weniger Glamour aber viel Qualität: Unter diesem Motto stehen die 72. Filmfestspiele von Venedig. Von 2. bis 12. September gehen 21 Filme ins Rennen um den Goldenen Löwen. Österreich ist mit dem Salzburger Andreas Horvath vertreten, der in Venedig einen Dokumentarfilm über Helmut Berger zeigt.
26. April 2017, 12:23
Ansonsten setzen die Organisatoren auf eine ausgewogene Mischung aus Meistern des internationalen Films wie Marco Bellocchio, Amos Gitai oder Aleksandr Sokurov.
Kulturjournal, 27.7.2015
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21 Filme gehen im Herbst in das Rennen um den Goldenen Löwen, den Hauptpreis der Filmfestspiele von Venedig. Insgesamt werden ab dem 2. September 55 Filme gezeigt, bei denen die Organisatoren weniger auf Glamour als auf Qualität setzen wollen. Auffallend viele Filme kommen heuer aus Latein- und Nordamerika, Österreich ist mit dem Salzburger Regisseur Andreas Horvath in Venedig vertreten. In der Schiene für Dokumentarfilme über das Kino und seine Protagonisten präsentiert Horvath seine Dokumentation über Starschauspieler Helmut Berger.
Fünf Meister & 16 Debütanten
Wer heuer in Venedig auf ein Stelldichein von Hollywood-Größen auf dem Roten Teppich hofft, wird enttäuscht sein. Dieses Jahr setzen die Organisatoren auf eine ausgewogene Mischung aus Meistern des internationalen Films wie Marco Bellocchio, Amos Gitai und Aleksandr Sokurov sowie Regiedebütanten, die zum ersten Mal in Venedig gezeigt werden, so Biennale-Präsident Paolo Baratta: "Wir haben die Kategorie der Debütanten eingeführt, also für jene Regisseure, die zum ersten Mal im Wettbewerb von Venedig sind. Das ist sehr wichtig für die Qualität der ausgewählten Filme. Unter den 21 Regisseuren, die im Wettbewerb sind, zählen 16 zu den Debütanten, bei jenen außer Konkurrenz sind es insgesamt 14. Neben großen Meistern gibt es aber auch wichtige Rückkehrer."
Der kreative Motor aus Amerika
Die Paparazzi werden sich wohl auf Johnny Depp stürzen, der seinen Film "Black Mass" außerhalb des Wettbewerbs präsentiert. Im Film des US-Regisseurs Scott Cooper spielt Depp den berüchtigten Mafiaboss Whitey Bulger. Starregisseur Martin Scorsese präsentiert in Venedig seinen Kurzfim "The Audition" mit einem hochkarätigen Cast aus Robert DeNiro, Brad Pitt und Leonardo Di Caprio. Nicht nur wegen der großen Namen - das amerikanische Kino sei nach wie vor der kreative Motor des Films, so der Direktor der 72. Filmfestspiele von Venedig, Alberto Barbera:
"Wir befinden uns an einem Punkt, an dem das typische Schema des amerikanischen Films verlassen wird, auch jenes des Independent-Films. Das steht in der Tradition des amerikanischen Films, nicht in abgelutschten Klischees stehen zu bleiben, sondern immer wieder zu überraschen und sich selbst neu zu erfinden. Davon könnten wir alle etwas lernen."
Innovative Filme aus Lateinamerika
Auffallend ist auch die starke Präsenz von Filmen aus Lateinamerika beim diesjährigen Festival, so Barbera: "Es gibt zwei Filme aus Mexiko, einen aus Venezuela, ein oder zwei Filme aus Argentinien. In den vergangenen Jahren sind viele Filme in Südamerika gedreht worden, und endlich kommt neben Quantität auch Qualität dabei heraus. Das hatten wir erwartet, und heuer zählen die lateinamerikanischen Filme zu den interessantesten, überraschendsten und innovativsten Filmen der diesjährigen Filmfestspiele von Venedig.
"Dem italienischen Kino geht es nicht gut"
Auch Italien ist im Wettbewerb wieder stark vertreten. Ins Rennen um den Goldenen Löwen geht "A Bigger Splash" des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino, der mit seinem Werk "I am Love" international bekannt geworden ist. Der Streifen ist eine Neuverfilmung des französischen Kultfilms "La Piscine" von Jacques Deray aus dem Jahr 1969. Zu den Attraktionen des Festivals zählt auch der Dokumentarfilm des italienischen Regisseurs Gianfranco Pannone über die Schweizer Garde des Vatikans. Trotz internationaler Erfolge ist das italienische Kino aber in der Krise, so Barbera:
"Dem italienischen Kino geht es nicht gut. Es werden doppelt so viele Filme gemacht als noch vor zwei Jahren, aber mit gleich bleibenden Fördergeldern. Das bedeutet, dass etwas nicht funktioniert, dass etwas verloren geht. Und das ist leider die Qualität."
Bergsteigerdrama "Everest" eröffnet
Am 2. September werden die 72. Filmfestspiele von Venedig mit dem Bergsteigerdrama "Everest" des isländischen Regisseurs Baltasar Kormakur eröffnet. Jurypräsident in Venedig ist heuer der mexikanische Regisseur Alfonso Cuaron, der mit seinem Science-Fiction-Drama "Gravity" zwei Oscars und einen Golden Globe gewann. Mitglieder der Jury sind unter anderem die deutsche Schauspielerin Diane Kruger, der französische Schriftsteller und Filmemacher Emmanuel Carrere und der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan, der im vergangenen Jahr mit "Winterschlaf" die Goldene Palme in Cannes gewann.