Russland reagiert empört auf Doping-Vorwürfe

Der Leichtathletik-Weltverband wird von einem Doping-Skandal erschüttert. Laut Recherchen der deutschen ARD und der britischen Zeitung Sunday Times sollen zahlreiche Blutproben mit verdächtigen Werten vom Weltverband geheim gehalten worden und die betroffenen Sportler ungestraft geblieben sein. Die meisten verdächtigen Sportler sollen aus Kenia und Russland stammen. Dort reagiert man empört und spricht von Verleumdung.

Morgenjournal, 3.8.2015

"Skandal betrifft weltweites System"

Die Bluttests von 5.000 Läufern haben die Journalisten des Enthüllungsberichts untersucht - bei 800 Läufern sollen die Werte verdächtig gewesen sein. Mehr als die Hälfte von ihnen stammt aus Russland. Dort sorgt der Bericht für Empörung: Dieser Skandal betreffe nicht Russland, sondern das weltweite System der Leichtathletik, sagt der russische Sportminister Witali Mutko. Es gehe wohl um einen internen Machtkampf im Weltverband der Leichtathletik, meint Mutko und verweist auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im Weltverband.

Jedes Land habe Probleme mit Doping, doch im Enthüllungsbericht werde Russland zum Hauptdarsteller gemacht, kritisiert Mutko. Die russischen Athleten würden genauso kontrolliert wie andere. Weil Russland in vielen Disziplinen führe, seien die Kontrollen noch häufiger. Den ARD-Film bezeichnet der russische Sportminister als Unsinn. Es werde irgendetwas zitiert, was irgendjemand unter dem Tisch gehört habe.

Welt-Anti-Doping-Agentur prüft Vorwürfe

Auch die russische Anti-Doping-Stelle weist die Vorwürfe zurück. Er sehe keinen Sinn darin, mit voreingenommenen Journalisten zu diskutieren, sagt der Chef der Agentur, Nikita Kamajew. Kein Kommentar zu den neuesten Dopingvorwürfen an Russland heißt es auch von Seiten des russischen Leichtathletikverbands. Sprecherin Alla Gluschenko betont, man habe schon im Dezember alles gesagt. Schon damals habe man nur Verleumdung gesehen, nichts sei bewiesen worden. Im Dezember wurde ein erster Film der ARD ausgestrahlt, in dem Russland systematisches Doping vorgeworfen wird. Wenig später trat der Präsident des russischen Leichtathletikverbands zurück.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur richtete damals eine eigene Kommission ein, um die Vorwürfe gegen Russland zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen frühestens bis Jahresende vorliegen. Die gleiche Kommission soll nun auch untersuchen, was hinter den jüngsten Anschuldigungen gegen den Leichtathletik-Weltverband steckt, er habe verdächtige Blutproben geheim gehalten und die Sportler nicht bestraft.