Mahler Festival in Toblach

Im Südtiroler Toblach hat Gustav Mahler einige seiner größten Werke geschaffen. Zu Mahlers 70. Todestag haben die Toblacher 1981 ein Festival ins Leben gerufen, das seither jeden Sommer stattfindet. Klein und fein - so sehen es die Veranstalter, die auf ein äußerst treues und passioniertes Publikum zählen können.

Kulturjournal, 6.8.2015

Seit dreieinhalb Jahrzehnten wird Gustav Mahlers Erbe in Toblach gepflegt. Der Komponist liebte es, nach Südtirol zu kommen. Die letzten drei Sommer seines Lebens - von 1908 bis 1910 - verbrachte Gustav Mahler im Pustertal. Ruhig, warme und inspirierende Monate wollte er hier verbringen. Ruhig waren sie nicht - eine Ehekrise quälte den Komponisten - inspirierend aber schon. Gustav Mahler lief zur Höchstform auf: "Das Lied von der Erde", die neunte und die zehnte Symphonie entstanden.

Das Komponierhäuschen

Ein Magnet für Mahler-Begeisterte ist das Häuschen, in dem Gustav Mahler arbeitete. Auch für den inzwischen 91-jährigen Mahler-Biographen Henry Louis de la Grange, der seine Sommer seit Jahrzehnten in Toblach verbringt. "Das Häuschen ist sehr fragil. Viele Menschen besuchen es, aber inzwischen ist es in einem sehr schlechten Zustand. Die Information ist ungenügend. Als ich das letzte Mal dort war, hatte ich das Gefühl. Mahler wird nicht geliebt."

Warum? Wir haben uns auf den Weg zum Komponierhäuschen gemacht. Und tatsächlich ist der Zugang mehr als ungewöhnlich, steht es doch mitten in einem privaten Wildtierpark. Eintrittskarten an der Bar - so ist auf einem Schild zu lesen. Inmitten von Gehegen mit grunzenden Wildschweinen, Ziegenböcken, sich ob der Hitze suhlenden Hängebauchschweinen und vielem anderen - steht es da: Augen- und Ohrenzeuge allerhöchster Kunst. Eine kleine, verwitterte Hütte mit wenigen Fotos und einer Kurzbiografie an der Wand. Sonst ist sie leer.

Der Grund für die Misere?

Ortsinterne Ungereimtheiten. Das Häuschen und das Grundstück rundherum gehören verschiedenen Besitzern. Trotz jahrelanger Anläufe scheint eine Lösung nicht in Sicht. Vieles wurde schon angedacht. Ein Antrag auf die Verleihung der Etikette Unesco-Weltkulturerbe könnte vielleicht das Ende des Kompetenz-Hickhacks bringen. Auch Maurizio und Angela de Vecchi setzen sich dafür ein. Für den pensionierten Anwalt aus Venedig und seine Frau ist Mahler der Lebensinhalt.

1979 machten sich die beiden erstmals auf die Mahler-Spurensuche in Toblach. "Wir haben damals beim Tourismusbüro Auskunft erbeten. Aber man konnte uns damals nicht viel helfen. Sie wussten nichts über das Komponierhäuschen. So haben wir uns auf die Suche gemacht. Dank einer alten Fotografie, die wir hatten, haben wir es auch gefunden", erinnern sich Maurizio und Angela de Vecchi.

1981 fiel dann der Startschuss zu den Musikwochen. Auch Henry Louis de la Grange wurde eingebunden. Die Faszination der Landschaft, die - wie er sagt - Mahlers Eingebung beflügelte, lässt ihn bis heute nicht los. So wie er kommen Jahr für Jahr Musikliebhaber aus vielen Ländern nach Toblach. Wandern auf Mahlers Pfaden und hören Musik. Das zu k.u.k. Zeiten erbaute Grand Hotel ist die perfekte Kulisse für dieses engagierte und mit Vorträgen und Diskussionen angereicherte Festival.