"Stay home!" - Teletext Art Festival

Bereits zum vierten Mal findet das Internationale Teletext Art Festival (ITAF) statt: ORF, Arte, ARD und Schweizer Teletext präsentieren ab heute bis zum 13. September im jeweiligen Teletext ausgewählte Arbeiten von 15 Künstlern und Künstlerinnen, die sich auf höchst unterschiedliche Weise mit dem Medium auseinandergesetzt haben.

Seit seinem Start 2012 haben über zwei Millionen Menschen das Teletext Art Festival besucht. Der Besuch ist ja mit wenig Aufwand verbunden, kann man das Festival doch im eigenen Wohnzimmer besuchen. "Stay home!" lautet dementsprechend auch der Titel der heurigen Ausgabe.

Kulturjournal, 13.8.2015

18,4 Millionen Seiten täglich

Ein Blick auf das Wetter, Kulturprogramme, Nachrichten aus Politik und Wirtschaft oder Sportergebnisse in Echtzeit: Auf all das lässt sich im Internet oder im Teletext schnell zugreifen. 1980 startete der ORF das erste Versuchsprogramm, damals mit 64 Seiten für rund 500 teletextfähige Geräte in Österreich. Und 35 Jahre nach seiner Einführung ist der Teletext, trotz Smartphones und Tablets, nach wie vor eines der beliebtesten Medien: Wöchentlich nutzen fast zwei Millionen Leser und Leserinnen den ORF Teletext, 18,4 Millionen Seiten werden durchschnittlich pro Tag aufgerufen. Beeindruckende Zahlen für ein Medium, das sich seit seiner Einführung optisch kaum verändert hat.

Kunst reduziert denken

Es ist ein Kunstfestival zwischen formalem Minimalismus und inhaltlicher Gewitztheit. Denn etwas altmodisch und behäbig wirkt es, dieses Medium, dem man sein Alter auch ansieht, und das sich auf den ersten Blick so gar nicht als künstlerische Spielwiese zu eignen scheint, sagt die aus Südtirol stammende und in Wien lebende Karin Ferrari.

Ferrari ist eine von 15 Künstlerinnen und Künstlern, die beim heurigen Teletext Art Festival ihre Arbeiten präsentieren. Gegründet hat das Festival 2011 der finnische Medienkünstler Juha van Ingen, der die ITAF nach wie vor auch kuratiert: "Ich bin generell daran interessiert, Kunst auf eine sehr reduzierte Weise zu denken. Als ich das erste Mal mit Teletext gearbeitet habe, war es einerseits schwierig, mich in diesem engen, formalen Rahmen zu bewegen; Platz für die eigenen Ideen zu finden. Aber andererseits hat mich die Ästhetik sofort fasziniert. Die grellen Farben und dieses scharf gezeichnete, verpixelte Bild."

Sechs Farben, Schwarz und Weiß

24 Zeilen mit 39 möglichen Zeichen können je Teletextseite befüllt werden, sechs Farben stehen zur Verfügung, plus Schwarz und Weiß. Und ob dieser engen Rahmenbedingungen verblüfft bei einem Blick auf die Festivalbeiträge die Vielfalt der Pixelkunst - zwischen visuellen Sprachspielen und grafischen Annäherungen an das Medium. Die einzelnen Kunstwerke seien dabei so unterschiedlich wie der Hintergrund der Künstler, erzählt van Ingen. Filmemacher treffen auf bildende Künstler und Medienkünstler. Grelle Farbspiele auf fast poetische Annäherungen.

Da tauchen die Konturen eines Gesichtes auf dem Bildschirm auf, oder ein Schiff auf dem offenen Meer, das ein bisschen so wirkt, als wäre es mit einem Zeichenprogramm aus den 1990er Jahren gemalt. Ein Playboy-Bunny in Pink und Weiß, oder eine Ratte, die sich durch das Bild frisst, versehen mit der Notiz: "No cats in Teletext" - ein ironischer Kommentar von Karin Ferrari zum Hype um Katzenvideos im Internet.

"Darktext" 1 bis 5 von Karin Ferrari

Ihre insgesamt fünf Arbeiten hat Ferrari, die aus dem Bereich der bildenden Kunst kommt und derzeit im Rahmen der "Art and Architecture Triennale" in Brügge ein Residency-Programm absolviert, mit "Darktext" 1 bis 5 betitelt. Ausgangspunkt sei dabei eine recht simple Fragestellung gewesen: Ein unzugänglicher und fiktiver Teil des Mediums, so Ferrari, den sie in ihren Arbeiten hinterfragt.

Dass der Teletext dabei nach wie vor ein so beliebtes Medium ist, wundert auch Juha Van Ingen. Eine mögliche Erklärung sei, dass Informationen hier unmittelbar abgerufen werden können. Ohne Werbung, in komprimierter Form. Man wisse, was zu erwarten ist und man kriege das, was man sieht, so Van Ingen. Und ab heute gibt es im Rahmen des Internationalen Teletext Art Festivals auch wieder Kunst im Teletext.

Service

Bis zum 13. September sine im ORF Teletext ab Seite 470 die für das Internationale Teletext Art Festival realisierten Kunstwerke zu bestaunen. Oder auch vom 3. bis 7. September im Rahmen der Ars Electronica in Linz.

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