Joseph Roths "Hiob" am Salzburger Schauspielhaus
"Hiob" - der Roman von Joseph Roth beschreibt den Leidensweg des frommen Juden Mendel Singer vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs. Er erzählt von der Auflösung familiärer Bindungen und den Verlockungen der modernen Welt, von Emigration und Assimilation, von Glaube und Verzweiflung. Eine Bühnenfassung des Romans hat heute Abend am Schauspielhaus Salzburg Premiere.
8. April 2017, 21:58

SCHAUSPIELHAUS/JAN FRIESE
Mendel Singer wütet und findet in seinen Verwünschungen, in seinen Lästerungen kein Maß: Er hat seine Gebetsriemen und sein Gebetbuch verbrannt, er ist extrem, wie zuvor in seiner Gottesfurcht, so nun in seinem Hass auf Gott. Georg Reiter spielt in Salzburg diesen Mendel Singer: Seine Intension: Die großen Gefühle präzis, aber nicht übertreiben auf die Bühne zu bringen.
Nur ja nicht zu viel zu tun, zu dieser Haltung bekannt sich auch Regisseur Rudolf Frey. Koen Tachelet hat in seiner Bühnenfassung manche Abschnitte episch belassen und Frey ist der Versuchung nicht erlegen, sie durch Spiel zu doppeln.
Ein besonderer Bühnenraum
Im Beginn, im russischen Städtle, ist die Spielfläche sehr seicht, von der Holzwand aus waagrechten Brettern begrenzt, hier lebt die Familie mit ihren vier Kindern, Jonas, dem ältesten, den Mendel ans Militär verliert, mit Schemarjah, der nach Amerika desertiert, mit Mirjam, die mit vielen Männern, besonders mit Kosaken geht und mit Menuchim, dem behinderten jüngsten Sohn, der von den Eltern nicht mitgenommen wird in die Neue Welt. Beim Auswandern wird die Wand teilweise eingerissen, doch auch die Welt dahinter ist eng, verschlossen.
Ein offenes Ende
Wie durch ein Wunder ist der jüngste behinderte Sohn geheilt worden, er ist nach Amerika gekommen und hat den Vater gesucht: Man hat Joseph Roth geraten, dem Roman ein versöhnliches Ende zu geben. Die Salzburger Produktion lässt den Schluss in der Schwebe: Ist das Happy End eine Vision des toten Mendel Singer?