Von Londons Bürgermeister Boris Johnson

Der Churchill-Faktor

Im Jänner jährte sich der Todestag eines großen Staatsmannes zum fünfzigsten Mal: Winston Churchill starb am 24. Jänner 1965 in London. Und wenn in Großbritannien jedes Jahr Dutzende Bücher über den Querdenker und Exzentriker Churchill erscheinen, so sind es heuer wohl noch um eine Handvoll mehr. Eines davon hat ein anderer Querdenker und Exzentriker geschrieben, der Londoner Bürgermeister Boris Johnson.

Kontext, 17.09.2015

Boris Johnson, das Enfant terrible der britischen Konservativen, der mit der blonden Sturmfrisur und dem losen Mundwerk, ist ein Bewunderer Churchills, das wird bereits in der Einleitung klar.

Und die Begeisterung setzt sich bis zur letzten Seite fort. Johnson erzählt von Churchills Kindheit und Jugend, von der schwierigen Beziehung zum Vater, von der Leidenschaft fürs Fliegen und von den dramatischen Beinahe-Abstürzen. Viel Raum nimmt freilich das Jahr 1940 ein, als sich Churchill gegen Hitler stellte. Johnson besucht das Haus, in dem Churchill geboren wurde, das Arbeitszimmer, das Büro des Kriegsministers, streut Anekdoten ein und lässt den Leser immer wieder die Bewunderung der jungen konservativen Abgeordneten für den großen Staatsmann spüren.

Besonders gelungen ist das Kapitel über Winston Churchill, den Redner, der anfangs ganz und gar nicht begnadet war. Der überwiegende Teil des Buchs gleicht einer atemlosen Reise durch Leben und Wirken Winston Churchills, spannend, informativ und - im Gegensatz zu anderen staubtrockenen Politiker-Biografien - ungemein witzig und unterhaltsam geschrieben.

Service

Boris Johnson, "Der Churchill-Faktor", Klett-Cotta