"Ich und Kaminski" im Kino

Ein präpotenter Kunstkritiker, ein legendärer Maler und ein erfolgsverwöhnter Schriftsteller ergeben die Mixtur zum Film "Ich und Kaminski". Es ist nach "Ruhm" und "Vermessung der Welt" bereits der dritte Erfolgsroman von Daniel Kehlmann, der verfilmt wird - diesmal in der Regie des Deutschen Wolfgang Becker und mit Daniel Brühl in der Rolle des präpotenten Kunstkritikers, der mit der Biografie einer Malerlegende den Durchbruch schaffen will.

Daniel Brühl (Sebastian Zöllner), Jesper Christensen (Manuel Kaminski)

Daniel Brühl (Sebastian Zöllner), Jesper Christensen (Manuel Kaminski)

FILMLADEN FILMVERLEIH

Mittagsjournal, 22.9.2015

Sebastian Zöllner, ist ein junger Kunstkritiker, ein eitler Kotzbrocken, der an massiver Selbstüberschätzung leidet. Jetzt sieht er den Augenblick für seinen großen Durchbruch gekommen: Die rätselumwitterte Künstlerlegende Manuel Kaminski ist hochbetagt und wie man weiß, wirkt nichts verkaufsfördernder bei einem Künstler als sein Tod. Zeit also, dem alten Herrn seine großen Geheimnisse zu entlocken, meint Zöllner in seiner Verhandlung mit einem angesehenen Verlagshaus.

Daniel Kehlmann hat seinen erfundenen Manuel Kaminski mitten in die Kunstgeschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts hineingestellt. Im Buch kein Problem, im Film stellte sich aber rasch die Frage nach den dafür nötigen Schlüsselwerken. Man habe massenhaft Kunst gefälscht, sagt Regisseur Wolfgamg Becker: "Jedes Bild, das an der Wand hängt, sieh aus wie ein Tom Wesselmann oder David Hockney." Allerdings fehle eine Unterschrift.

Kehlmanns Roman "Ich und Kaminski" ist ausgesprochen szenisch geschrieben, außerdem äußerst bildhaft erzählt, sodass die Leinwandadaption eigentlich keine gröberen Schwierigkeiten machen sollte. Eine krasse Fehleinschätzung, der auch Regisseur Wolfgang Becker anfangs erlegen ist. Und was genau war das Problem an dem Roman? "Er zerfällt in zwei Teile: in ein Kammerspiel am Anfang und in eine Roadmovie im zweiten Teil", so Becker. "Er hat sehr viele Figuren, die nicht in einer psychologisierten Weise dargestellt werden: Sie kommen vorbei, sind da und gehen wieder weg. Wir müssen sie - quasi in dem Moment durch die ganz kurzen Sätze, die sie sagen - erfassen und verstehen können."

Das von Becker angesprochene Kammerspiel meint die anfängliche Annäherung von Journalist und Künstler in dessen Schweizer Chalet, die überaus frostig beginnt. Anders als bei der "Vermessung der Welt" hat Daniel Kehlmann bei "Ich und Kaminski" übrigens nicht am Drehbuch mitgearbeitet. Hat es da Unstimmigkeiten zwischen Regisseur und Autor gegeben? Wolfgang Becker winkt ab. Er habe sich mit seinen Drehbuchfassungen jederzeit an Kehlmann wenden können.

Wolfgang Becker trifft den Tonfall der Buchvorlage ohne sich dramaturgisch von ihr an der Leine führen zu lassen. Abgesehen von einer kurzen langsamen Gleitpassage im Mittelstück erzählt er "Ich und Kaminski" flott und voller Esprit. Und das ist kein kleines Kunststück wenn man bedenkt, dass er es mit zwei Hauptfiguren zu tun hatte, deren Sympathiewerte am Beginn der Geschichte gegen Null tendieren.