Roman von Clemens Setz

Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

Der Grazer Autor Clemens Setz war schon immer einer, der erzählend alle möglichen Türen der Vorstellungskraft aufgestoßen hat. Sein Roman "Indigo" stand vor drei Jahren auf der Shortlist des deutschen Buchpreises, sein neuer Roman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" hat es auf die Longlist geschafft.

"Setz hat seinen Gestus der Beiläufigkeit perfektioniert"

In Clemens Setz' Büchern gibt es nicht zwangsläufig eine logische Handlung, wenn man Logik daran bemisst, was nur sein darf, was auch sein kann. Die Kritik reagiert auf seine Bücher verwirrt, weil es schwer ist, Kriterien einer Kritik festzumachen. Da vermischt sich haufenweise Faktisches mit Fiktivem, da wird formal und stilistisch umgerührt, so dass die einen meinen, es handle sich um geradezu geniale Konstrukte, die anderen hingegen glauben den Hokuspokus zu durchschauen und begreifen die Inszenierung als Ablenkungstaktik.

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Clemens Setz, "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre", Roman, Suhrkamp Verlag

Wer sich in dieses Romanuniversum begibt, kommt nicht mehr so leicht heraus. Psychoterror und Demütigungen, Ekelszenen und Quälereien - wenn wir Natalie folgen, sind wir mit dabei. Natalie Reinegger ist 21, eine frisch diplomierte Behindertenpädagogin. Sie kümmert sich um Alexander Dorm, einen schwulen Stalker, der eine Frau auf dem Gewissen hat. Dorm sitzt im Rollstuhl und wird regelmäßig von Christopher Hollberg besucht - jenem Mann, den Dorm verfolgt hat, und dessen Frau er in den Selbstmord getrieben hat.

Dieses Arrangement mit sadomasochistischen Zügen treibt die Handlung voran. Natalie will herausfinden, was dahintersteckt und wird bald selbst zum Teil des perversen Settings. Rasch gerät der Leser/die Leserin in den Sog dieser Geschichte und findet sich wieder in einer Welt der Abgründe und Obsessionen, in der bald alle Sicherheiten verloren sind.