"Der Marsianer": Ausgesetzter Matt Damon

Immer wieder liefert die Wissenschaft Meldungen über tatsächliche und mögliche Wasservorkommen auf dem Mars, die Grundvoraussetzungen für ein Überleben von Menschen auf dem Roten Planeten. Wie das im Notfall ein zurückgelassener Astronaut trickreich bewältigt, zeigt nun der Film "Der Marsianer" von Ridley Scott, der sich nach "Alien" und "Prometheus" erneut ins Weltall wagt. In der Hauptrolle des Astronauten ist Matt Damon zu sehen. In den USA hat der Film die Kinocharts gestürmt.

Morgenjournal, 6.10.2015

Kartoffelanbau mit Eigendüngung

Das Weltall ist nicht kooperativ. Am Ende wird dem Kinozuseher noch einmal erklärt was passieren kann, wenn man sich in allzu ferne Sphären wagt. Zum Beispiel auf den Mars. Dort ist gerade eine Mission der Nasa am wissenschaftlichen Werk, als ein Sturm aufzieht. Der Astronaut Mark Whatney (Matt Damon) wird von einem Trümmerteil getroffen und von der Crew zurückgelassen, im Glauben er sei tot. Doch Whatney überlebt und ist nun auf sich selbst zurückgeworfen. Zum Glück ist er Botaniker.

Überbordender Erfindungsgeist

Die Grundfragen des Überlebens am Mars ähneln durchaus aktuellen Problemen der Menschheit auf der Erde: Wie kann ich meinen Energiebedarf sichern? Wie die Nahrungsversorgung? Wie bekomme ich genügend Sauerstoff? Und so vergnügt sich der Film erst einmal mit dem überbordenden Know-how und Erfindungsgeist des Botanikers, der das sterile Wohnquartier in ein Gartenbeet verwandelt und seinen Kartoffelvorrat mittels Eigendüngung vermehrt. Man habe es hier mit einer Science-Fiction-Version von Robinson Crusoe zu tun, so Regisseur Ridley Scott.

Ziemlich viel Fachchinesisch

Rettung ist angesagt. In einer klassischen Wettlauf-mit-Zeit-Dramaturgie führt Ridley Scott Mark Whatney und die Nasa durch einen Hindernisparcours technischer und kommunikativer Natur. Immer wieder neue Probleme, immer wieder originelle Lösungen, immer wieder ziemlich viel Fachchinesisch. Aber keine Sorge "Der Marsianer" bricht seine Wissenschaftsattitüde mit dramatischen Wendungen, etwas pathetischen Schuldfragen, moralischen Herausforderungen - wieviel ist ein Menschenleben wert? - und genügend Galgenhumor. Ziemlich ungemütlich, die Temperaturen auf dem Mars, da kann der Soundtrack mit Donna Summers "Hot Stuff" Abhilfe schaffen. Und wenn es um konkrete Lösungen eines nerdigen Astrodynamikers geht, eignet sich der Direktor der Nasa maximal als Standpuppe.

Ketchup aufgebraucht

Ridley Scott fügt seinem Katastrophenszenario noch einen politischen Apell hinzu: Im Notfall muss der ganze Planet zusammenhalten, die Wissenschaft kontinentübergreifend die ideologischen Gräben des politischen Personals überwinden. Aber bis es im Film soweit ist, muss Mark Whatney noch ein paar gekochte Kartoffeln in zerbröselte Schmerztabletten tauchen. Ketchup ist ja bald aufgebraucht.