Malaria: Medizin-Nobelpreis an China

Unter drei Medizinern, die gestern für den Medizin-Nobelpreis nominiert wurden, ist auch die Chinesin Tu Youyou. Das ist eine Nobel-Preisträgerin, über die sich das Regime in China wirklich freut. Die 1930 geborene Forscherin war Teil eines Forscherteams, das 1969 die Aufgabe hatte, einen Schutz gegen Malaria und so im Vietnam-Krieg einen strategischen Vorteil gegen die USA zu finden. Zwei Jahre und fast 400 Pflanzenextrakte später war der Stoff gefunden.

Tu Youyou

Tu Youyou, Archivaufnahme

AP/YANG WUMIN

Mittagsjournal, 6.10.2015

Der Ausgangspunkt für die Entdeckung des chinesischen Antimalariamittels war ein Hilferuf des vietnamesischen Revolutionsführers Ho Tschi Minh mitten im Vietnamkrieg. Im Kampf gegen die USA starben viel zu viele Soldaten an Malaria, und es fehlte an wirksamen Gegenmitteln. Mao Tsetung versprach den vietnamesischen Verbündeten möglichst rasch zur Seite zu stehen. Aber in China tobte die Kulturrevolution. Die Universitäten waren durch das Chaos der Roten Garden lahm gelegt. Die chinesische Führung startete daraufhin ein geheimes militärisches Forschungsprojekt gegen Malaria in der Akademie für traditionelle chinesische Medizin.

Unter dem Schutzschirm Maos und Tschu Ein Lais sammelte Tu Youyou mit ihrem Team Informationen aus tausenden alten Dokumenten und bei hunderten Experten In einem 1500 Jahre alten Rezept fand sie den Hinweis auf den Wirkstoff, der aus einem Kräuterextrakt gewonnen werden kann. Die rettende Heilpflanze ist der Gewürzbeifuß, der sowohl in Asien als auch in Europa vorkommt.

Der eigene Ehemann ist in Peking unter die Räder der Kulturrevolution gekommen, während Tu Youyou das Mittel in Tierversuchen und schließlich an sich selbst testete. Das Programm war ein voller Erfolg. Hunderte Millionen Menschen ist seither in Asien und Afrika durch Artemisinin gegen Malaria geholfen worden. Der Erfolg zeigt, welchen Reichtum wir aus unserer Vergangenheit schöpfen können, sagt die überraschte Nobelpreisträgerin heute in einer ersten Reaktion. Der verstorbene Vorsitzende Mao hat das ganz richtig gesehen, erweist die Nobelpreisträgerin Tu Youyou ihrem großen Beschützer die Reverenz.

Der Preis für Artemisinin ist ein Zeichen für die Anerkennung der traditionellen chinesischen Medizin. Ich bin glücklich, sagt Tu Youyou, für China ist das ein Grund stolz zu sein. Nicht immer ist ein Nobelpreis in Peking so positiv aufgenommen worden. Der dissidente Schriftsteller Liu Xiaobo, der vor fünf Jahren den Friedensnobelries erhielt, verbüßt nach wie vor eine 11-jährige Haftstrafe.

Die heute 84jährige Medizinerin und Nobelpreisträgerin verfügt über keinen akademischen Grad und hat es bis heute in keines der angesehenen Medizinergremien des Landes geschafft.

Das Nobelpreiskomitee verweist jetzt auf die unschätzbaren Dienste, des unter Mao entdeckten und für den Vietnamkrieg gedachten chinesischen Antimalariamittels für die ganze Menschheit.

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