Neue Oper Wien zeigt Tanzoper "Judith"

Judith - jene Figur aus dem Alten Testament, die den assyrischen General Holofernes enthauptet und so das Volk Israel rettet, wurde von zahlreichen Künstlern wie Antonio Gentileschi oder Gustav Klimt verewigt. Nun wird Judith auch zum Gegenstand der Tanzoper "Judith / Schnitt_Blende" der österreichischen Komponistin und Performerin Judith Unterpertinger.

Durch Verwendung von Musik, Tanz und Videos nähert sich Unterpertinger gleich drei Judith-Figuren an: Neben der biblischen Judith ist es ihre eigene Großmutter sowie eine zeitgenössische Frau. Soziologische Themen und die Verbindung verschiedener Kunstformen prägen das Werk, das seine Uraufführung heute Abend in der Mumok-Hofstallung im Wiener Museumsquartier erlebt.

Kulturjournal, 22.10.2015

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Neue Oper Wien - Judith / Schnitt_Blende

Eine unbewusste Geste, ein Ausdruck, eine bestimmte Formulierung: Es sind oft Details, die eine Person charakterisieren und sie in der Erinnerung anderer festhalten. Die Erinnerungen an ihre 2010 verstorbene Großmutter und die Spuren, die die Beziehung zu ihr hinterlassen haben, waren der Ausgangspunkt für Judith Unterpertingers Tanzoper "Judith / Schnitt_Blende".

Die Bühne befindet sich in der Mitte der Hofstallung, eines historischen Saals im Wiener Museumsquartier. Das Publikum schaut von zwei Seiten auf die Bühne, die von einer Videoprojektionswand unterteilt wird. Die Tänzerin Martina Haager erscheint einmal auf am Video, dann wieder performt sie live auf der Bühne. Drei Sängerinnen verleihen den Figuren eine Stimme, dazu erklingt die von Judith Unterpertinger komponierte Kammermusik für Clavichord, Fagott und Gambe.

Judith Unterpertinger, die an der Bruckner Universität Linz Komposition studiert und längere Zeit in London gelebt hat, setzt sich mit "seelischen und städtischen Zustandsformen" auseinander, wie sie selbst sagt. Abstrahierte Details, etwa von Mauerwerk oder menschlichen Gesichtszügen, dienen als Grundlagen ihrer Komposition. Auch die Tanzoper "Judith / Schnitt_Blende" will sie als Abstraktion verstehen: Ausgehend von sich selbst und ihrer Großmutter spricht sie Themen an, die viele betreffen.

Auch zur biblischen Judith, die als dritte Figur auftaucht, hat Unterpertinger eine persönliche Beziehung. Eine Reproduktion des Judit-Gemäldes von Gustav Klimt hing von Geburt an über ihrem Bett. Die vielfache Darstellung Judits in der bildenden Kunst war auch Ausgangspunkt für ihre eigene künstlerische Auseinandersetzung mit dieser Figur.

Die Texte für die Tanzoper hat Magdalena Knapp-Menzel geschrieben, die Choreografie stammt von Katharina Weinhuber - zwei Kolleginnen, mit denen Unterpertinger schon seit Jahren eng zusammenarbeitet. Die Neue Oper Wien bestreitet nun die Uraufführung von Unterpertingers neuester musikdramatischer Studie. Musikalischer Leiter ist Neue-Oper-Intendant Walter Kobéra.

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