Testbetriebe für selbstfahrende Autos gefordert

Das selbstfahrende Auto ist die große Zukunftshoffnung der Automobilindustrie. Der Fahrer kann E-Mails schreiben oder im Internet surfen statt zu lenken, so der Traum. Der soll sich auch in den Kassen der Autohersteller niederschlagen. Davon profitieren wollen auch heimische Zulieferer. Sie drängen die Politik jetzt, die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung zu schaffen.

Morgenjournal. 24.10.2015

Selbstfahrende Autos rechtlich nicht erlaubt

Autos, die selbsttätig lenken, bremsen, überholen und einparken - technisch keine Zukunftsmusik mehr. Die Entwicklung verläuft rasant in diese Richtung, sagt der Chef der Wiener High-Tech-Schmiede TTTech, Georg Kopetz: "Aus unserer Sicht ist in ein, zwei Jahren der Punkt erreicht, wo man technisch sagen kann, es ist möglich, auch ohne dass man die Hände am Lenkrad hält, bis zu 60kmh sicher autonom zu fahren. Es wäre schade, wenn man es rechtlich nicht dürfte."

Rechtlich sind die selbstfahrenden Autos noch nicht erlaubt, auch nicht im Testbetrieb. Tests wären aber dringend nötig, so der Computerspezialist, um die Systeme serienreif zu machen.

Deutschland ist einen Schritt weiter

Auf der Autobahn A9 in Bayern wird derzeit eine Teststrecke eingerichtet, auf der Autos mit Assistenzsystemen und später voll automatisierte Fahrzeuge erprobt werden können. Bis zum Jahr 2020 werden die ersten teilautonomen Serienautos auf den Markt kommen, sagt Audi-Entwicklungsleiter Alejandro Vukotich: "Wir werden mit Parksituationen und Stausituationen auf Autobahnen anfangen. Das heißt, wenn ich unter 60kmh auf der Autobahn im Stau stehe, kann mir das Fahrzeug anbieten 'Wenn Sie möchten, kann ich das Fahren für Sie übernehmen' und das kann der Fahrer dann auch an das Fahrzeug weiter delegieren."

Der Fahrer muss jedoch nach wie vor in der Lage sein, in das Geschehen einzugreifen. Es wird also auf absehbare Zeit nicht möglich sein, neben dem Fahren etwa fernzusehen. Auch das autonome Fahren in der Stadt wird noch länger auf sich warten lassen, sagt der Audi-Entwicklungschef: "Die höchste Herausforderung wird es sein, pilotiert in Städten zu fahren. Dort haben wir eine komplexe Infrastruktur mit Radfahrern, mit Fußgängern. Das Ziel peilen wir an, aber es ist noch ein ganzes Stück Arbeit bis dahin."

Experten beraten im Verkehrsministerium

Frühestens im Jahr 2030 wird es soweit sein, erwarten Experten. Die Wiener Computerfirma TTTech mit ihren 400 Mitarbeitern liefert die technischen Steuerungssysteme an Audi und andere Hersteller.

Für die heimische Zulieferindustrie kommt es nun darauf an, rasch die Weichen für Tests auf der Straße zu stellen. Der Startschuss dafür soll am kommenden Mittwoch fallen. Bei einem Expertengipfel im Verkehrsministerium wird über die nötigen rechtlichen Schritte beraten. Bis Mitte nächsten Jahres soll feststehen, auf welchen Strecken in Österreich das autonome Fahren getestet werden darf.