Finale von Robert Harris' Cicero-Trilogie

In den letzten zwölf Jahren hat sich Robert Harris in einer Trilogie mit dem Leben des antiken römischen Philosophen und Politikers Cicero beschäftigt. Nun ist der dritte und letzte Teil "Dictator" auf Deutsch erschienen.

In den Romanen des britischen Bestsellerautors geht es immer um politische Intrigen und Machtspiele. Für den Roman hat sich Harris zwei Jahre allein in der Vorbereitung seiner Cicero-Trilogie dem Studium der römischen Antike gewidmet: "Cicero ist eine ungemein moderne Figur. Von allen Persönlichkeiten der Antike hätte er sich am besten in der Gegenwart zurechtgefunden", so der Autor.

Für den Leser beginnt "Dictator" äußerst spannend, für Cicero aber so richtig mies: Im römischen Mächtespiel hatte ihn das Triumvirat, bestehend aus Caesar, Pompeius und Crassus nicht nur mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt; Cicero muss auch um sein Leben fürchten, denn seine Feinde geben sich mit dieser Niederlage nicht zufrieden.

Das Volk beschloss die Gesetze

Ein brutaler Willkürakt seiner politischen Gegner, sagt Robert Harris, abgesehen davon funktionierte die römische Republik aber erstaunlich gut: "Es gab jedes Jahr Wahlen für ein breites Spektrum an politischen Posten, und es war nicht der Senat, sondern das Volk, das in seinen Ratssitzungen die Gesetze beschloss. Dazu kam, dass die Menschen ihre politischen Führer jeden Tag sahen und die politischen Entscheidungen vor aller Augen getroffen wurden. Wir sind heute viel mehr abgeschnitten von unseren Politikern, und es wirken heute auch viel mehr versteckte Kräfte und Mächte als damals."

Mit Caesar endet Freiheit & Demokratie

Cicero findet Exil in Griechenland und beobachtet aus der Ferne, wie sich die Macht im Staat immer mehr zu Gunsten Caesars verschiebt. Der feiert gerade in Gallien große militärische Erfolge, sieht man jedoch genauer hin, dann basiert sein Ruhm vor allem auf dem Niedermetzeln durchziehender keltischer Flüchtlingsströme, so Robert Harris: "Caesar war maßlos ehrgeizig und skrupellos und bereit hunderttausende Männer, Frauen und Kinder zu töten, wenn er damit nur seinen Einfluss vergrößern konnte.

Heutzutage würden wir so einen Menschen als Kriegsverbrecher und Psychopathen bezeichnen, aber weil er siegreich war, ging er als große Persönlichkeit in die Geschichte ein. Dabei war er dafür verantwortlich, dass Freiheit und Demokratie aus der Welt verschwanden und wie wir wissen, dauerte es 1800 Jahre bis sie wieder auftauchten."

"Cicero ist eine ungemein moderne Figur"

Zwei Jahre hat sich Harris allein in der Vorbereitung seiner Cicero-Trilogie dem Studium der römischen Antike gewidmet. Von unschätzbarem Wert waren vor allem die erhaltenen Briefe Ciceros, in denen der Philosoph lebendige Einblicke in sein Denken und seinen Alltag gab. Diese intensive Form der Selbstbetrachtung habe es danach erst wieder in der Renaissance gegeben, meint Harris: "Cicero ist eine ungemein moderne Figur. Von allen Persönlichkeiten der Antike hätte er sich am besten in der Gegenwart zurechtgefunden."

Vielleicht hätte er sich heute sogar besser zurechtgefunden als damals, im alten Rom wartete nämlich ein äußerst brutales Ende auf ihn. Welches, das sei hier nicht verraten, es gilt aber, was schon anfangs gesagt wurde: Dass nämlich Ciceros mieses Schicksal einiges an Spannung und Dramatik bereithält, vor allem so wie Robert Harris dessen Leben in "Dictator" beschreibt.

Service

Robert Harris, "Dictator", Roman, aus dem Englischen von Wolfgang Müller, Heyne

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