Roman von Satu Taskinen

Die Kathedrale

Für die Macht der Herkunft interessiert sich auch die finnische Autorin Satu Taskinen. In ihrem neuen Roman wird deutlich, wie sehr die Familiengeschichte das Leben formt und den Menschen quälend bestimmen kann.

Gegenstände sind still und harmlos, sie verändern sich nicht, sie fordern nichts, sie attackieren nicht. Je mehr von ihnen einen umgeben, umso geschützter fühlt man sich vor der Welt. Die Ich-Erzählerin in Satu Taskinens Roman ist ein Messie: Dorothea lebt zwischen Türmen von Müll. Ihre kranke Schwester Kerstin hat sie jahrelang betreut. Nun ist Kerstin gestorben und Dorothea wird von ihrem Sohn Mark abgeholt und zum Begräbnis gebracht. Bei der Trauerfeier in der mütterlichen Wohnung, entfaltet sich das ganze familiäre Bestiarium und sein tragisches Beziehungsgeflecht vor dem von Schmerzmitteln benebelten Verstand der Erzählerin.

Die in Wien lebende finnische Autorin nimmt - wie schon in ihrem erfolgreichen Erstling "Der perfekte Schweinsbraten" - eine Familie aus der Perspektive einer Außenseiterin unter die Lupe. In Rückblenden und Reflexionen lässt sie ihre Protagonistin mit der scharfen Beobachtungsgabe der ewig Zu-Kurz-Gekommenen ihre Lieben betrachten. Und sich selbst.

Service

Satu Taskinen, "Die Kathedrale", Roman, aus dem Finnisschen von Regine Pirschel, Residenz Verlag