Joseph Stiglitz über wachsende Ungleichgeit
Reich und Arm
Dem reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehört mittlerweile fast die Hälfte des weltweiten Vermögens – und schon im Jahr 2016 könnte es laut einer Studie von Oxfam genau so viel Vermögen besitzen wie die restlichen 99 Prozent zusammen. Die rasant wachsende Ungleichheit der Gesellschaft ist allerdings kein unausweichliches Naturgesetz, betont der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz.
8. April 2017, 21:58

Joseph Stiglitz
AFP PHOTO / ERIC PIERMONT
Kontext, 3.12.2014
Martina Nussbaumer
Vielmehr ist sie die Folge politischer Entscheidungen, die genau den Interessen dieser obersten ein Prozent geschuldet sind – Entscheidungen, die man auch ganz anders treffen könnte. In seinem neuen Buch "Reich und Arm", das 51 Artikel und Kolumnen versammelt, die Joseph Stiglitz zwischen 2007 und 2014 in internationalen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht hat, analysiert der ehemalige Chefökonom der Weltbank und Berater von Bill Clinton nicht nur die Ursachen und die Risiken der wachsenden Ungleichheit.
Mit "Arm und Reich" liefert Joseph Stiglitz einmal mehr einen wichtigen Beitrag zur Debatte über Verteilungsgerechtigkeit – eine Debatte, die im letzten Jahr durch Thomas Pikettys breit rezipiertes Buch Das Kapital im 21. Jahrhundert neu an Schwung gewonnen hat. Für jene Leserinnen und Leser, die bereits Stiglitz‘ letztes Buch Der Preis der Ungleichheit kennen, wird der Neuigkeitswert beschränkt sein. Für Stiglitz-Neulinge bietet Reich und Arm jedoch eine gute und leicht lesbare Einführung in das Denken des wohl populärsten Ökonomen der Gegenwart.
Als Sammlung bereits publizierter Texte weist das Buch zwar erhebliche Redundanzen auf und wirkt als Gesamtwerk etwas fragmentiert. Der Hauptbotschaft von Joseph Stiglitz tut das allerdings keinen Abbruch: Ungleichheit zu bekämpfen ist nicht nur ein moralisches, sondern auch ein ökonomisches Gebot. Denn Ungleichheit schwächt die Gesamtnachfrage und die gesamtwirtschaftliche Leistungskraft – und das würden zunehmend auch Angehörige der obersten ein Prozent in den USA erkennen.
Service
Joseph Stiglitz. "Reich und Arm. Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft", Siedler Verlag