Kommunikation von Terroristen im Internet

Wie kommunizieren Terroristen? Oft erstaunlich ungehindert, wie wir nach den Attentaten von Paris erfahren haben. Auf der einen Seite können Geheimdienste jeden Anruf, jedes E-Mail verfolgen. Wie kann es dann sein, dass Terroristen ungehindert ihre Untaten koordinieren?

Tatsache ist, auch die Terroristen haben Profis in Sachen Technik und Kommunikation in ihren Reihen. Die unterscheiden genau, was sie geheimhalten, und was sie unter Leute bringen wollen.

Mittagsjournal, 16.12.2015

Kommunikation soll möglichst viele Menschen erreichen

Bevor man die Frage beantworten kann ob es sinnvoll ist Verschlüsselungstechnologien für den Privatgebrauch zu verbieten oder für Geheimdienste Generalschlüssel anzulegen, muss man sich ansehen wie Terroristen heutzutage überhaupt kommunizieren. Da ist einmal jene Kommunikation die möglichst viele Menschen erreichen soll. Die Propaganda. Über soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Youtube. Es ist mittlerweile eine wahre Lawine sagt Elliot Zweig vom Middle Eastern Media Research Institute in Washington. Einer NGO die die Kommunikation Radikaler im nahen Osten genau beobachtet."Die Beobachtung dieser Kommunikation ist schwierig. Aber nicht weil sie sich verstecken sondern weil es so eine gigantische Menge ist. Das alles muss übersetzt werden. Da brauchen sie qualifizierte Leute die das dann auch in Kontext setzen können."

Geheimdienste: Zu wenig arabisch sprechendes Personal

Gerade die westlichen Geheimdienste haben da noch immer das Problem viel zu wenig arabisch sprechendes Personal zu haben.
Doch warum sind Videos online in den zu sehen ist wie Menschen geköpft werden oder Propaganda in Deutsch oder Englisch gemacht wird. Und auch Anleitungen zum Bombenbauen seien leicht zu finden. Wieso wird das nicht viel schneller gelöscht? "Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Und nach einiger Nachforschungsarbeit sind wir zum Schluss gekommen: Es interessiert die sozialen Netzwerke nicht - oder sie wollen da keine Ressourcen hineinstecken." Wobei das nicht für Facebook gelte. Da würde man sehr wohl zeigen, dass es möglich ist islamistische Inhalte schnell zu löschen. Beim Thema Kommunikation zwischen den Terroristen selbst ist mittlerweile die Verschlüsselung der Knackpunkt: Und da hat eine wahre technische Revolution stattgefunden:
"2007 hat Al Kaida angefangen eine eigene Software zur Verschlüsselung online zu stellen. Mit der Anleitung wie man sie benutzt. Nur dann sind sie draufgekommen, dass da auch die Geheimdienste mithören können. Jetzt sind die Terroristen auf Software von Firmen aus dem Westen umgestiegen."

Problem mit Verschlüsselung

Vor allem ein Produkt aus Deutschland ist da sehr beliebt. Das können weder die Geheimdienste noch die Softwarefirma selbst knacken. Und so fordern Geheimdienste Generalschlüssel von den Software Produzenten. Doch das würde das Problem mit dem Terrorismus al la longue nur noch größer machen
sagt Professor Christian Rechberger Verschlüsselungsexperte von der technischen Universität Graz: "Denn sobald man irgendwo eine Hintertüre einbaut wird sie früher oder später auch missbraucht. Schlimmstenfalls wiederum von Terroristen um etwa Strom oder Telekomversorger anzugreifen." Und auch das Problem mit der Masse an Daten ist ein zentrales. Denn nicht nur über Mail oder soziale Netzwerke kann verschlüsselt kommuniziert werden. Auch über Spielkonsolen die im Internet hängen. Hier können sich Menschen aus aller Welt während des Spieles miteinander unterhalten. Und das da über Bomben und Angriffe gesprochen wird gehört zum Spiel und macht die Überwachung nach Stichworten unmöglich. Um es auf den Punkt zu bringen: Massenüberwachung produziert einfach zu viele Daten sagt Professor Rechberger. Und was kann dann also die Lösung sein? Es brftaucht die gute alte nachrichtendienstliche Arbeit: Also gezielt jene Telefone abhören oder Computer anzapfen die wirklich verdächtig sind und nicht alles und jeden. Das löst zwar nicht jedes Problem mit der Verschlüsselung - aber ist trotzdem viel effektiver.