Das Jahr des Terrors

Gleich zu Beginn, fast noch in der Feiertagsruhe, schockiert ein Terroranschlag in Paris die gesamte westliche Welt. Am 7. Jänner überfallen islamistische Terroristen das Pariser Satiremagazin "Charlie Hebdo", das immer wieder wegen Moslem-Karikaturen in die Kritik geraten war, und töten zwölf Menschen.

Je Suis Charlie

GERARD JULIEN / AFP / picturedesk.com

Das war 2015

Nur wenige Tage später, am 11. Jänner, gehen in Paris 1,5 Millionen Menschen auf die Straße. Staats- und Regierungschefs aus 40 Staaten marschieren Arm in Arm und führen den Gedenkzug an. Ein noch nie dagewesenes Zeichen der Solidarität. Fast trotzig bringen die Bürger von Paris zum Ausdruck, dass sie sich dem Terror nicht beugen.

Doch die französische Hauptstadt bleibt im Fadenkreuz islamistischer Terroristen.
Im November der nächste schwere Schlag. Es ist ein scharzer Freitag, der 13., Paris wird von der schwersten Terrorattacke in der Geschichte des Landes erschüttert. In einer konzertierten Aktion überfallen Terroristen den Konzertsaal Bataclan, Restaurants, Cafés. Ein Selbstmordkommando sprengt sich neben dem Stade de France in die Luft, in dem gerade das Freundschaftsspiel Deutschland gegen Frankreich läuft.

Erschütternde Bilanz dieser Anschlagsserie mit sechs Schauplätzen: 130 Tote. Frankreich verhängt den Ausnahmezustand. Der selbsternannte Islamische Staat bekennt sich zu der Terrorwelle. Frankreich bittet die EU-Staaten offiziell um militärischen Beistand im Kampf gegen die Terrormiliz und erklärt dem IS den Krieg.

Terror in Afrika

Doch nicht nur Europa leidet unter dem islamistischen Terror. In Afrika wütet Boko Haram. Die Terrorgruppe überfällt Anfang Jänner in Nigeria 16 Dörfer, zerstört sie und tötet Hunderte Menschen. Im März entführt Boko Haram Hunderte Frauen und Kinder in Nigeria.

In Kenia verbreiten die Al Schabab-Milizen Angst und Schrecken. Im April stürmen sie eine Universität im Südosten Kenias und töten mindestens 70 Menschen, rund 500 werden verschleppt.

Auch Tunesien - letztes Hoffnungsgebiet nach dem Arabischen Frühling - muss Terroranschläge mit verkraften: Im März und und im Juni sind Touristen die Opfer, im November Angehörige der Präsidentengarde. Immerhin - das Bemühen um Demokratie in Tunesien wird international anerkannt und mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.

In Ägypten geht die politische Abrechnung mit den Muslimbrüdern weiter; der erste demokratisch gewählte und dann gestürzte Präsident Mohammed Mursi wird wegen Spionage zum Tod verurteilt.

Der Siegeszug des IS

Der selbsternannte Islamische Staat terrorisiert aber auch die Menschen in seinem Kernland.
Im Februar enthauptet der IS in Libyen 21 koptische Christen aus Ägypten.

Im Mai wird klar, dass der IS die Hälfte Syriens kontrolliert. Ende Oktober bringt der IS ein russisches Passagierflugzeug mit Urlaubern aus Sharm el Sheik mit einer Bombe zum Absturz.

Doch der fanatischen Zerstörungswut des IS fallen nicht nur Menschen zum Opfer. Auch das uralte Kulturland Syrien mit seinem einzigartigen Kulturerbe wird brutal geplündert und zerstört.

Auch die Türkei, das Land, das eine große Zahl syrischer Flüchtlinge aufgenommen hat und eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise spielt, bleibt vom IS-Terror nicht verschont.

Das Jahr 2015 macht klar: dieser selbsternannte islamistische Gottesstaat kann nur mit militärischen Mitteln bekämpft werden. Mitte Dezember dann auch ein Signal der Arabischen Welt; Saudi-Arabien kündigt die Gründung einer islamischen Militärallianz im Kampf gegen den Terrorismus an. An dem Bündnis sollen sich 34 islamische Staaten beteiligen, mit Ausnahme des schiitischen Iran.

Die Rolle Russlands

Schließlich ringt sich Russland - der letzte offizielle Verbündete des syrischen Machthabers Bashar Al Assad - Ende September dazu durch, in den Syrien-Konflikt einzugreifen.

Bei einem Gipfeltreffen Anfang Oktober in Paris wird die Rolle Russlands im Syrien-Konflikt erörert. Für den Westen ein schwieriger Balanceakt: Einerseits braucht man Russland als Partner in einer Allianz zur Bekämpfung des IS-Terrors, andererseits gibt es immer noch den Ukraine-Konflikt, in dem man Russland gegenüber hart bleiben will. Im Jänner eskaliert der Krieg im Herzen Europas nach heftigen Kämpfen um den völlig zerstörten Flughafen Donezk und Granatenangriffen auf Mariupol.