Andreas Khol: "Urgestein" in der Politik

Andreas Khol ist also der offizielle Kandidat der ÖVP für die Bundespräsidentschaftswahl. Der 74-Jährige gilt als "Urgestein" in der österreichischen Innenpolitik. Er ist Obmann des Seniorenbundes, davor war er - bis 2006 - Nationalratspräsident. Öffentlich bekannt und durchaus umstritten war er aber vor allem in der Zeit der schwarz-blauen Regierung als ÖVP-Klubobmann.

Morgenjournal, 11.01.2016

"Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit"

In der Zeit der schwarz-blauen Regierung unter Wolfgang Schüssel war der Verfassungsjurist Andreas Khol für seine Art, den Klub streng zu führen, bekannt. "Man ist im Klub verantwortlich dafür, dass eine Gemeinschaft ihre Wertvorstellungen umsetzt und gut arbeitet, fleißig arbeitet, keinen Millimeter kampflos preisgibt, immer wieder antritt, immer wieder kämpft, oft auf verlorenem Terrain. Da ist man dran, das ist die Kavallerie, die vorne weg ist." "Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit" und "Speed kills" - diese 2 Zitate aus der Zeit der schwarzblauen Regierung sind am stärksten in Erinnerung geblieben.

Gabe der Formulierung nicht vergeuden

2002 dann der Wechsel an die Spitze des Nationalrats - und damit ein Rollenwechsel: "Im Nationalratspräsidium ist man ein Staatsmann, versucht den Konsens herbeizuführen, gleicht aus, ein lustiges Wort und kein hartes Wort, Humor, gegebenenfalls auch der sanfte Druck." Auch wenn sich das Amt ändert und damit die Rolle, seine Gabe der Formulierung wolle er nicht vergeuden, so Khol über sich selbst.

Überzeugter Christdemokrat

Sich selbst bezeichnet der 6-fache Vater außerdem als liberalen Konservativen: "Wenn jemand einmal gesagt hat, der Khol ist so schwarz, dass er auch noch im Arlbergtunnel einen Schatten wirft, so werde ich das nicht abgeben. Ich bin überzeugter Christdemokrat, aber von diesem festen Ufer aus werde ich Brücken bauen." Im Österreich-Konvent hat er vorgeschlagen, einen Gottesbezug in der Präambel der Verfassung zu verankern, der Bundespräsident sollte weniger Kompetenzen haben.

Wechsel vom Parlament in den Seniorenbund

Die bitterste Zeit seiner Politikkarriere kennt er auf die Minute genau: "Den 1.Oktober, 13 Uhr 31." Und zwar 2006, als die ÖVP eine bittere Wahlniederlage hinnehmen musste. Andreas Khol hat sich nach 23 Jahren aus dem Parlament zurückgezogen und ganz dem ÖVP-Seniorenbund gewidmet. Anfang 2007 hat er im ÖVP-Vorstand verhindert, dass Karl-Heinz Grasser Vizekanzler wird. Sehr heftige Kritik an Khol kam damals von Erwin Pröll - genau von dem Mann, über den Andreas Khol vor kurzem im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl gesagt hat: Die Partei liegt ihm zu Füßen, wenn er es macht.