"Was ist zu tun?" - Heimat im Burgkasino

Im Rahmen der Burgtheater-Gesprächsreihe "Carte Blanche" war gestern Abend der schwedische Autor Aris Fioretos zu Gast bei Philip Blom im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz. - "Was ist zu tun?" war der Titel, die Themen: Herkunft, Heimat und Identität. Für Aris Fioretos sind das besonders komplexe Begriffe.

Morgenjournal, 14.1.2016

Den Namen hat Aris Fioretos von seinem griechischen Vater, die Mutter ist Österreicherin; geboren wurde er 1960 in Göteborg. Er hat in Athen gelebt, in Stockholm, in Paris und in den USA studiert, heute lebt er in Stockholm und Berlin. Die Frage nach der seiner nationalen Identität habe ihn schon oft in Verlegenheit gebracht, sagt Aris Fioretos. Heute sieht er sich als Teil einer wachsenden Bevölkerungsgruppe. "Die Anzahl dieser Menschen wird zunehmen; wir müssen langsam Verständnisformen einer Nation, einer Nationalität, die aus dem 17., 18., 19. Jahrhundert kommen, versinken lassen."

Die griechische Trilogie

Die Literatur war für ihn ein Mittel, Balance herzustellen, erklärt Aris Fioretos. Sechs Jahre lang hat er an einer griechischen Trilogie gearbeitet - der dritte und letzte Band wird im Herbst bei Hanser erscheinen. Eröffnet wurde der Zyklus mit dem gefeierten Roman "Der letzte Grieche", einer Emigrations- und Familiengeschichte, die den ganzen Kontinent umspannt. Diesem Romantitel und seinem Namen sei es wohl geschuldet, meint Aris Fioretos, dass er regelmäßig zum griechischen Krisenmanagement befragt wurde. Die Strukturen seien kümmerlich und nicht wirklich vorhanden.

"Was ist dieses europäische Wir?"

Mit den jetzigen Problemen, die die EU hat - von der Flüchtlingskrise bis zu den separatistischen Tendenzen vieler Mitgliedsländer - werde es auch nicht einfach sein, diese gesamteuropäische Identität zu stärken, erklärt Fioretos. Und was ist das - dieses europäische Wir, fragt Aris Fioretos angesichts der Flüchtlingsthematik und der Einwanderungspolitik in seiner schwedischen Heimat.

Situation in Schweden

Schweden hat ja im vergangenen Jahr rund 160.000 Flüchtlinge aufgenommen, gemessen an der Bevölkerungsgröße ist das der größte Anteil in Europa. Eine Begleiterscheinung ist, dass die rechtsradikalen Schwedendemokraten zugelegt haben. Auch in Schweden brennen mittlerweile Flüchtlingsheime, die Grenzen werden wieder kontrolliert und mit 1. April soll das Asylrecht verschärft werden.

"Solidarische Lösung muss her"

Es sei an der Zeit, ein konstruktives Gespräch zu führen - anstelle von Maßnahmen, das seien negative Tendenzen, sagt Aris Fioretos und fügt hinzu: Ohne eine solidarische Lösung des Flüchtlingsproblems werde die EU jedenfalls nicht überleben.

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