Wolfgang Reisinger im Porgy & Bess
Der Wiener Schlagzeuger Wolfgang Reisinger ist aus der internationalen Jazzszene nicht mehr wegzudenken. Ab Donnerstag widmet ihm das Wiener Porgy & Bess ein dreitägiges Porträt - u.a. mit Yess Ornette, Jean-Paul Celea und Dave Liebman.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjorunal, 19.1.2016
In Österreich mag er immer noch als eine Art Geheimtipp gelten - international hat der Wiener Schlagzeuger Wolfgang Reisinger längst den Ruf eines genialen Musikers, und gilt als Österreichs führender Schlagzeug-Export. Reisinger war Teil des Vienna Art Orchestras und gründete später die Gruppe Air Mail. Seit Jahrzehnten tummelt er sich in der internationalen Jazzszene, schätzt aber auch immer wieder Abstecher in die Klassik oder die Improvisationsmusik.
Stetiger Wechsel der Klangfarbe
So wie er berühren nicht viele das Schlagzeug. Und die Klänge die Wolfgang Reisinger seinem Instrument entlockt, sorgen seit Jahrzehnten für begeistertes Staunen in der Jazzwelt. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier einer an einem ganz eigenen musikalischen Atlas bastelt. Da finden sich Kollaborationen mit der Pariser ebenso wie mit der amerikanischen Jazzszene. Daneben aber auch so einprägsame Farbtupfer wie das Musizieren mit marokkanischen Gnawa-Trommlern. Dieser Musiker ist schlicht zu agil und wechselt seine Klangfarben zu oft als dass man ihm ein Etikett anheften könnte.
"Bitches Brew" von Miles Davis
Begonnen hat alles mit einer ganz speziellen Platte, die Reisinger als 16-jährigem musikalisch ordentlich den Kopf verdreht: "'Bitches Brew' von Miles Davis - das war damals eine Sensation, so viele Elemente in ein neues Klangbild zusammenzufügen", erinnert sich Reisinger. Und da wollte er auch rein. Aus dem klassisch ausgebildeten Pianisten, der später auch Schlagwerk studiert, wird ein besessener musikalischer Wanderer, der John Coltrane ebenso verbunden ist wie Franz Schubert.
Porträt im Porgy & Bess
Ende der 1970er wird Reisinger Mitglied des Vienna Art Orchestras. Später gründet er die Gruppe Part of Art in der auch Wolfgang Puschnig spielt, und mit dem Gitarristen Harry Pepl Air Mail. 1989 geht es nach Paris, wo er auf den Bassisten Jean-Paul Celea trifft. Kurz darauf formiert er ein neues Trio in dem neben Celea auch der frühere Saxofonist von Miles Davis, Dave Liebman, mitspielt. Beide werden auch im Porgy & Bess mit dabei sein.
Im Porgy & Bess tritt Reisinger jeden Abend mit jeweils zwei verschiedenen Formationen auf. Den Anfang macht Yess Ornette, ein Trio, das sich der Neusichtung von Kompositionen von Ornette Coleman widmet. Für die anstehende Konzertreihe war Reisinger bis vor Kurzem noch am Komponieren. Hier ist einer Weltklasse ohne es hinauszuposaunen oder gar damit hausieren zu gehen. Wolfgang Reisingers Coolness liegt in seiner Stille und in der Zurückhaltung mit der er immer weiter nach vorn in die Zukunft der Musik strebt.
Service
Wolfgang Reisinger
Porgy & Bess
mica - Porträt Wolfgang Reisinger