Ehrerbietung an Raoul Hausmann in Wien

Heute vor 100 Jahren wurde in Zürich die Dada-Bewegung ins Leben gerufen. Aus diesem Anlass wird heute Abend im Wiener Café 7Stern "Die Wolkenpumpe. Eine dadasophische Ehrerbietung an Raoul Hausmann" von Markus Kupferblum und Renald Deppe aufgeführt.

Kulturjournal, 5.2.2016

Leicht und flüchtig

So wie vor 100 Jahren im Hinterzimmer eines Züricher Gasthauses die Dada-Bewegung ins Leben gerufen wurde - so soll sie auch heute Abend im Hinterzimmer des Café 7Sterns - auch "Kommunistenbeisl" genannt - mit einer einzigen Vorstellung gefeiert werden. Regisseur, Autor und Clown Markus Kupferblum hat die Vorstellung "Wolkenpumpe" inszeniert. "Wir haben das gleichnamige Gedicht von Hans Arp als Motto gewählt; jemand der Wolken erzeugt, ein Wolkenmacher - das beschreibt die Leichtigkeit und auch die Flüchtigkeit, die Dada ausmacht." Ohne Bühne werden mitten im Publikum Texte rezitiert, Lieder gesungen, Gedichte getanzt, Manifeste verlesen.

Meisterwerke aus kontrolliertem Wahnsinn

Gegründet während des Ersten Weltkriegs, beschlossen die Dadaisten, die in der Schweiz Zuflucht gesucht hatten, nicht das Wahre, Gute und Schöne in der Kunst zu suchen, sondern auf den Wahnsinn, der um sie herum passierte, zu reagieren. Und so zog kontrolliert der Wahnsinn in die Kunst ein. Daraus, so Markus Kupferblum, sind Meisterwerke entstanden.

Als hätte es Hausmann in Wien nie gegeben

Es gebe in Wien für Raoul Hausmann keine Gedenktafel, keine Straße, die nach ihm benannt wurde. Als hätte es ihn nie gegeben. Der Musiker Renald Deppe hat sich nach jahrelangem Bemühen, diesen Umstand zu ändern, jetzt im Dada-Jubiläums-Jahr mit einem offenen Brief an den Wiener Kulturstadtrat gewandt. Er habe auch umgehend eine Antwort auf seine Anfrage aus dem Sekretariat des Kulturstadtrats bekommen. Dieser sei zwar momentan nicht im Lande, es werde aber eine persönliche Begegnung geben.

"Er war ein großer Leidender"

Vielleicht wird ja dann eine Gasse nach Raoul Hausmann benannt. Für heute Abend ist mit einer dadasophisch-musikalischen Ehrerbietung ein Anfang gemacht. Renald Deppe hat für diese einmalige Veranstaltung die Musik extra komponiert. "Wir haben die Forderungen des Dadaismus, die ja hochpolitische sind, in Töne gesetzt", erklärt der Musiker und führt weiter aus: "Raoul Hausmann war ja auch ein großer Leidender - an sich selbst, an Wien, an europäischen Zuständen, und das prägt natürlich auch seine Unbekanntheit hier. Er hatte sozusagen keine Lobby; er galt sehr früh, schon 1933 als ‚entartet‘ und er das ist er eigentlich bis heute in dieser Stadt."

Deshalb sei der Ort der Veranstaltung nicht zufällig gewählt - auch wenn sich Markus Kupferblum und Renald Deppe nicht als Kommunisten bezeichnen, seien viele Ideen des Marxismus auch die der Sozialdemokratie, so Kupferblum. Arme Menschen reicher machen, Reiche eine Spur weniger reich.

Srvice

7stern - Der Wolkenturm