Roman von Norbert Gstrein
In der freien Welt
Mit Büchern wie "Einer" und "Anderntags" ist der Tiroler Schriftsteller Norbert Gstrein Ende der 1980er Jahre bekannt geworden. Es folgten erfolgreiche und zum Teil kontroversiell diskutierte Romane wie "Die englischen Jahre", "Das Handwerk des Tötens" und zuletzt "Eine Ahnung vom Anfang". In seinem neuen Roman "In der freien Welt" forscht er einem Leben nach, das von den USA nach Israel führt.
8. April 2017, 21:58
Der Ich-Erzähler, ein österreichischer Schriftsteller namens Hugo, erfährt mit einiger Verspätung vom gewaltsamen Tod seines Kumpels John, eines jüdischen Schriftstellers und Malers, mit dem Hugo in jüngeren Jahren einmal wilde Zeiten erlebt hat. John ist in San Francisco auf offener Straße von unbekannten Tätern erstochen worden. Der Tote muss ein charismatischer Mann gewesen sein, wie man erfährt: eine Beatnik-hafte Mischung aus Allen Ginsberg und Jackson Pollock, ein "wilder Hund", einer, der, wiewohl notorischer Frauenheld und zeitweiliger Säufer, während des Libanonkriegs 1982 auch als israelischer Soldat gekämpft hat.
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Norbert Gstrein, "In der freien Welt", Roman, Hanser Verlag
Gstreins Meta-Roman über den Nahostkonflikt beginnt wie ein Krimi, aber das ist bloße Mimikry, um den Leser bei der Stange zu halten und dem in zahlreichen Nebenarmen dahinmäandernden Erzählstrom eine Art Fassung zu geben. Es ist ein ehrgeiziges Erzählprojekt - und überzeugt doch nur halb. Das hängt zum einen mit den vielen disparaten Erzählsträngen zusammen, die der Autor da in eine mehrfach verschachtelte Handlung zwingt, was gewollt und zuweilen reichlich konstruiert wirkt. Zum anderen enttäuscht aber auch die unambitionierte Sprache, deren Gstrein sich befleißigt.