Bill Murray in Politsatire "Rock the Kasbah"
"Afghan Star" lautete der Titel einer Fernsehshow, in der auch in Afghanistan Gesangstalente gesucht wurden. Durften anfangs nur Männer teilnehmen, so trat 2007 mit Setara Hussainzada erstmals eine Frau auf. Ihr ist auch der Film "Rock the Kasbah" gewidmet, in dem Bill Murray als Musikmanager zum Entdecker der jungen Frau wird.
8. April 2017, 21:58
Regie führte Barry Levinson, mit Filmen wie "Wag the Dog" und "Good Morning Vietnam" ein Routinier gesellschaftspolitischer Satire. Ab Freitag läuft er in den heimischen Kinos.
Morgenjournal, 23.3.2016
Heruntergekommen, so könnte man das Leben des Musikmanagers Richie Lanz (Bill Murray) zusammenfassen: Büro in einem schmuddeligen Motel in einem Vorort von Los Angeles, eine unerfüllte Vater-Tochter-Beziehung und wenn er eine Cover-Band zum Fest einer Bar Mitzwa vermittelt ist das schon ein Riesenerfolg. Und dennoch bleibt Richie stets optimistisch: "Im Leben geht es darum, zu sehen, wann sich eine Tür öffnet und durchzugehen!"
Mentalität eines Gebrauchtwagenhändlers
Und so geht Richie durch die Tür, die sich plötzlich öffnet. Dass sie nach Afghanistan führt, kann den Mann nicht abschrecken. Da stolpert er vorerst zwischen Glücksrittern, Kriegsgewinnlern und Hard-core-Machismo mit der Haltung eines Gebrauchtwagenhändlers und der Ignoranz eines Westlers durch den Kriegsalltag einer fremden Kultur. Ein Sprengstoffanschlag? Wird wohl eine Art Volksfest sein!
Cat-Stevens-Coverversionen
Was im ersten Teil des Films "Rock the Kasbah" wie das halblustig-larmoyante Porträt eines Verlierers, der sich aber stets zu helfen weiß, anmutet, nimmt im zweiten eine Wende mit konkretem Realitätsbezug. Ausgerechnet das Paschtunen-Mädchen Salima will Talent-Manager Richie in der Talent-Casting-Show "Afghan Star" lancieren, im Land der Taliban natürlich ein Affront. Salima ist nicht nur eine Frau, sie singt auf Englisch, ausschließlich Cat-Stevens-Coverversionen und mit "Peace Train" noch dazu ein Friedenslied!
Gnadenlose Selbstüberschätzung
Regisseur Barry Levinson setzt symbolträchtige Nadelstiche ins Gemüt religiöser und kultureller Borniertheit, etwa auch als Richie beim Abendempfang eines Taliban-Anführers "Smoke on the Water", also einen Klassiker westlicher Pop-Kultur zum besten gibt, ausgerechnet auf einer afghanischen Laute. Levinson überhöht Culture-Clash-Klischees nach allen Seiten. Keine Festung - so die Übersetzung des titelgebenden Begriffs "Kasbah" - ist Richie zu groß, um sie nicht mit seinem Charme aus liebenswürdiger Begeisterung, gnadenloser Selbstüberschätzung und - Bill Murray sei Dank - verzagtem Minenspiel einzunehmen. Dagegen sind selbst hartgesottene Taliban wehrlos.