Dominic Musa Schmitz über eine islamistische Parallelwelt

Ich war ein Salafist

Dominic Musa Schmitz konvertierte als 17-jähriger zum Islam. Dort tauchte er in der gemäßigten Moschee von Mönchengladbach ab in eine fundamentalistische Parallelwelt voller Hass gegen alle Andersdenkenden. Sechs Jahre lang war er ein radikaler, überzeugter Salafist, immer auf der Suche nach einem Sinn für sein Leben. Nun hat er ein Buch darüber geschrieben: "Ich war ein Salafist. Meine Zeit in der islamistischen Parallelwelt"

Dominic Schmidt

ECON VERLAG

Kontext, 25.3.2016

Dominic Schmidt ist heute 28 Jahre alt und wirkt für sein Alter erstaunlich abgeklärt. Er ist noch immer ein gläubiger Muslim, aber kein Salafist mehr. In seinem Buch "Ich war ein Salafist" berichtet er mit erschreckender Offenheit über den radikalen Wandel in seinem Leben, spricht von "schleichender Gehirnwäsche, an deren Ende er sein ganzes früheres Ich, sein kritisches Denken, sein Selbst ausgeknipst hatte, als würde er seine Seele verkaufen".

Seit Vater leitet eine Polizeischule, die Mutter ist Apothekenhelferin. Sohn Dominice wird katholisch getauft. Als er fünf Jahre war, trennten sich die Eltern. Der Teenager zog sich zurück, nahm stark zu. Mit 13 Jahren änderte sich sein Leben. Dominic Schmitz hatte seine erste Freundin, trieb Sport, trank Alkohol, besuchte Partys und trug Markenkleidung. Seine Eltern erreichten ihn da schon nicht mehr. Ein marokkanischer Schulfreund ermuntert 2005 den kiffenden Gesamtschüler, mit ihm eine Moschee zu besuchen und animiert den damals 17jährigen, Moslem zu werden.

Vom Islam wusste Dominic Schmitz zu dem Zeitpunkt so gut wie gar nichts. Er genoss es, dass er mit muslimischen Gleichaltrigen über seine Lebensthemen sprechen konnte. Genau das ist die Methode der Salafisten: Mit einfach gestrickten Antworten auf alle Lebensfragen ködern sie vorwiegend junge Menschen auf der Suche nach Anerkennung in der Gesellschaft. Experten schätzen die Zahl der Salafisten in Deutschland zwischen sechs- und zehntausend, in Österreich gibt es vermutlich eintausend Anhänger. Nicht alle sind gewaltbereit. Genaue Zahlen werden vom Verfassungsschutz unter Verschluss gehalten.

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Dominic Musa Schmitz, "Ich war ein Salafist. Meine Zeit in der islamistischen Parallelwelt", Econ Verlag