Grenzerfahrung Theater: "Wir Hunde"

Die erste Uraufführung der Wiener Festwochen, die morgen auf dem Rathausplatz eröffnet werden, findet in einem leerstehenden Haus in Wien-Neubau statt: Seit Wochen arbeitet dort die Gruppe Signa an ihrer performativen Installation. Nur etwa 70 Zuschauer dürfen rein; sie müssen dann fünf Stunden ausharren.

Mittagsjournal, 12.5.2016

Durch unheimliche, oft heruntergekommene Einfamilienhäuser oder leerstehende Hallen führt das dänisch-österreichische Duo Signa seit über zehn Jahre sein Publikum. Rund 70 Spieler und Akteurinnen sind dabei, diesmal in einem Haus in der Faßziehergasse 5a in Wien. Und mitspielen wird - ob es will oder nicht - das Publikum.

Nichts für schwache Nerven

Schon der Titel, den sich Signa und Arthur Köstler ausgedacht haben, "Us Dogs", lässt erahnen, dass auch diese bis zur Premiere am Samstag streng geheim gehaltene Performance und Rauminstallation nichts für schwache Nerven sein dürfte. Düster sind die Performances von Signa des Öfteren: Bei den Salzburger Festspielen nahmen viele, auch manche Juroren des Regiewettbewerbs, Reißaus aus dem leerstehenden Einfamilienhaus in Maxglan. Andere zeigten sich, ob der erschütternden Erfahrungen, die sie dort gemacht hatten, begeistert.

Der gebürtige Gmundner Arthur Köstler ist Bildender Künstler im Medienbereich und war früher Mitglied einer Post-Rock-Band. Signa ist ebenfalls Künstlerin, Kunsthistorikerin und schuf ihre ersten Performances in Kopenhagener Stripbars. Wenn sie auch oft in der Rubrik Theater eingeordnet werden, betonen sie beide, dass sie nicht vom Theater kommen, sondern die gemeinsame Interaktion mit dem Publikum suchen. Dieses wird, wie Signa selbst, oft an die Grenzen getrieben, wo Theater weh zu tun beginnt.

Begegnung mit Fremden und Ausgegrenzten

Signa trifft offenbar einen Nerv der Zeit, sonst würden sie nicht zu Theaterfestivals, wie dem Berliner Theatertreffen oder internationalen Bühnen wie dem Hamburger Schauspielhaus, eingeladen. In der ganz existentiellen Begegnung mit Fremden und Ausgegrenzten, Gestalten, die man im normalen Leben wohl nie treffen würden, wie jetzt den Hundemenschen bei den Wiener Festwochen, entfaltet sich auch gesellschaftspolitisches Potential.

Arthur und Signa Köstlers performative Rauminstallationen wurden von der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" als begehbare Albträume bezeichnet.

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