Clinton zerpflückt Trumps Politik

In den USA hat die wahrscheinliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gestern erstmals eine volle Breitseite abgefeuert gegen ihren ebenso wahrscheinlichen republikanischen Gegner Donald Trump. Dieser sei als Präsident völlig ungeeignet, sagte Clinton ihren Mitbürgern und erläuterte das anhand der Außenpolitik.

Morgenjournal, 3.6.2016

Aus den USA,

Entscheidungsunfähig, dünnhäutig und vor allem ahnungslos. Das sind die Attribute, mit denen Hillary Clinton ihren republikanischen Konkurrenten, den Immobilienmagnaten Donald Trump belegt: In der Außenpolitik geht es um mehr als in der Welt der Luxushotels.

Eine Grundsatzrede zur Außenpolitik im südkalifornischen San Diego, einem der wichtigsten Flotttenstützpunkte, hatte Hillary Clinton angekündigt. Sie wurde zu einer mehr als halbstündigen Abrechnung mit den Vorstellungen Donald Trumps: Eigentlich sind das ja keine Ideen, sondern eher eine Ansammlung von bizarren Wutreden und offenen Lügen.

Tatsächlich ist Donald Trump im Wahlkampf außenpolitisch vor allem durch starke Sprüche aufgefallen. "Amerika zuerst" ist sein Motto, das Leitmotiv der Isolationisten der 30er Jahre. Verbündete in der NATO dürften sich unter seiner Präsidentschaft nicht mehr auf quasi Gratis-Schutz durch die USA verlassen, andere in Asien und im Nahen Osten sollten zahlen oder sich selbst verteidigen: Das ist ein Mann, der sagt, dass Staaten wie Saudi-Arabien Atomwaffen haben sollten. Einer, der damit droht, unsere Verbündeten in der NATO alleine zu lassen. Die, die mit uns gemeinsam Terroristen im Ausland ausschalten, bevor sie uns hier heimsuchen können.

Die ehemalige Außenministerin, die sich im Wahlkampf sonst als Hüterin des Erbes von Präsident Obama präsentiert, bemüht sich in der Außenpolitik stärker um das eigene Profil. Eine Flugverbotszone in Syrien zum Schutz von Flüchtlingen hat sie wiederholt gefordert, dazu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Und vergisst nie anzumerken, wie sie als Außenministerin, angesichts eines zögerlichen Obama, vehement für die Spezialoperation zur Tötung von Osama bin Laden eingetreten sei. Das verlange jedenfalls kühlen Kopf und keine Schüsse aus der Hüfte, sagt Clinton in Richtung Trump: Das ist keiner, der jemals über die Codes der Atomwaffen verfügen darf. Denn Donald Trump könnte uns auch in den Krieg führen, nur weil ihm jemand an die dünne Haut geht.

Clinton schießt sich auf Trump ein. In Kalifornien steht ihr am Dienstag aber noch eine schwere Prüfung in der Vorwahl gegen ihren parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders bevor.
Bei den Republikanern ist Trump dagegen fix. Er hat gestern auch die Unterstützung des formal höchsten Republikaners, des Sprechers des Repräsentantenhauses Paul Ryan bekommen, der sich Wochen lang geziert hatte.