Grüne gegen Trinkgeldfalle

Kellner, Friseure und Taxifahrer sind Berufsgruppen, die nicht gerade zu den Großverdienern zählen. Umso wichtiger ist in diesen Branchen das Trinkgeld. Die Grünen sehen hier eine Ungerechtigkeit. Denn Trinkgeld wird zwar nicht besteuert, aber es müssen dafür Sozialabgaben bezahlt werden, und zwar auch für jene Zeiten, in denen der Arbeitnehmer auf Urlaub oder im Krankenstand ist - und also gar kein Trinkgeld kassiert. Die Grünen fordern hier eine Änderung.

Morgenjournal, 15.6.2016

Eine Friseurin muss zum Beispiel operiert werden. Sie ist ein Monat lang im Krankenstand und bekommt daher kein Trinkgeld von ihren Kundinnen und Kunden. Trotzdem muss sie in dieser Zeit weiterhin Sozialversicherungsbeiträge für Trinkgelder bezahlen, kritisiert die grüne Arbeitnehmer-Sprecherin Birgit Schatz: Sozialversicherung werde hier eingenommen, für Einkommen, die nicht fließen.

Schatz sagt, sie kenne viele Beschwerden von Beschäftigten aus den klassischen Trinkgeld-Branchen wie Gastronomie, Taxi und Friseure. Die geltende Regelung sieht vor, dass nicht nur für das Grundgehalt Sozialversicherungs-beiträge bezahlt werden, sondern auch für das Trinkgeld. Da dessen Höhe schwankt und in der Regel unbekannt ist, wird eine Pauschale angenommen - nach Branche und Bundesland unterschiedlich, meist sind es 70 bis 80 Euro im Monat.

Von dieser Trinkgeld-Pauschale werden die Abgaben berechnet. Im Monat machen sie rund 25 Euro aus, sagen die Grünen. Diese Summe wird auch dann abgezogen, wenn der oder die Beschäftigte auf Urlaub oder im Krankenstand ist. Eine doppelte Bestrafung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, findet Schatz, denn auch das Trinkgeld selbst falle weg.

Die Grünen fordern eine Änderung des ASVG: für Zeiten der Abwesenheit soll keine Trinkgeld-Pauschale mehr abgezogen werden. Rund 200.000 Beschäftigte wären davon betroffen, meint Birgit Schatz, die den möglichen Einnahmenausfall für die Krankenkassen nicht beziffern kann. Sie glaubt aber, dass die Sozialversicherungen das verkraften können.

Die Grünen bringen nun den entsprechenden Antrag im Nationalrat ein. Ob sich eine Behandlung noch vor der Sommerpause ausgeht, ist unklar.