Von Thomas Harding

Sommerhaus am See

Ein junger Autor begleitet seine Großmutter nach der Wende von 1989 zu einem verfallenen Haus am Glienicker See nahe Berlin. Sie hatte dort in den 20er Jahren mit ihrer Familie die Sommer verbracht. Auch nach der Verfolgung und Vertreibung durch die Nazis ist das Haus am See für sie ein Ort für die Seele geblieben. Die vielfältige Geschichte dieses Hauses seiner Großmutter ließ Thomas Harding nicht los, und er fing an zu recherchieren. Das Ergebnis liegt nun unter dem Titel "Haus am See" vor.

Thomas Harding

Thomas Harding

CHARLIE MCCORMICK

Kontext, 17.6.2016

Igal Avidan

Als Thomas Harding 2013 für sein Buch Sommerhaus am See recherchierte, stieß sein Cousin auf seinem Dachboden auf Filme, die Hardings Urgroßvater Alfred Alexander auf seinem Wochenendgrundstück in Groß Glienicke bei Berlin in den Jahren 1932 bis 1935 gedreht hat. Alexanders Frau Henny im Strandkorb, seine Zwillingsbuben spielen mit einer Ziege und der korpulente Arzt in Lederhosen und Kniestrümpfen gießt mit einem Schlauch seinen Gemüsegarten. Nichts an diesen Szenen deutet darauf hin, so Thomas Harding, dass diese jüdische Familie nur ein Jahr später aus Nazi-Deutschland fliehen musste.

Thomas Harding hat ein gut recherchiertes und sehr lesbares Buch geschrieben. Aber schöne Geschichten allein reichten der Denkmalbehörde nicht. Daher organisierte Harding 2014 eine große Aufräumaktion, an der 85 Dorfbewohner und sogar einige seiner Familienangehörigen aus England teilnahmen. Die große Resonanz beeindruckte die Lokalpolitiker.

Service

Thomas Harding, "Sommerhaus am See", DTV-Verlag