20 Jahre "Dolly": Klonen vor allem in Tierzucht
Vor 20 Jahren, am 5. Juli 1996, wurde in Schottland das wohl berühmteste Schaf der Welt geboren: Das Klonschaf "Dolly". Es war eine genetische Kopie eines erwachsenen Schafs, das erste aus einer erwachsenen Zelle geklonte Säugetier. Das war eine wissenschaftliche Revolution, die weltweit Ängste und Hoffnungen weckte. Heute wird die Klontechnik vorwiegend für Zuchttiere eingesetzt, in der Medizin blieben die Erfolge aus.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 5.7.2016
Wilmut: "Menschen sollten nicht geklont werden"
Kann man Menschen klonen? Und: darf oder soll man das? Diese Fragen waren unter den häufigsten, die den „Erfindern“ von "Dolly" gestellt wurden. Die Antwort, die Ian Wilmut, einer der Väter "Dollys", darauf bis heute gibt, lautet: "Nein, weder kann man, noch sollte man, wenn man irgendwann könnte."
Für das Klonen verstorbener Haustiere gibt es dagegen schon einen gewissen Markt. Für sehr sinnvoll hält Wilmut auch diese Anwendung der Methode, die er vor über 20 Jahren entwickelt hat, nicht. "Die Eigenschaften eines Haustiers hängen teilweise von seinen Genen ab, teilweise davon, wie es aufwächst, wie man mit ihm umgeht", so Wilmut. Wenn jetzt zehntausende Dollar für die Produktion eines Klons ausgegeben würden, dann werde er fast sicher anders behandelt werden als das Original. "Also werden auch die Eigenschaften diese Tiers anders sein", stellt Wilmut klar.
Schweinezucht zur Erforschung von Krankheiten
In der Tierzucht hingegen wird das Klonen immer öfter eingesetzt, um Tiere mit bestimmten gewünschten Eigenschaften zu züchten, etwa Rennpferde und Drogenspürhunde. Tiermodelle für menschliche Krankheiten haben in der Forschung lange Tradition. Hier eröffnete die "Dolly"-Methode neue Möglichkeiten.
Eckhard Wolf, Leiter des Genzentrums der Universität München, und seine Kollegen klonen vor allem Schweine. Dazu kombinieren sie die Klontechnik mit genetischen Veränderungen. Ihre Schweine haben dann etwa ein Gen, das beim Menschen für schwer behandelbare Krankheiten wie Mukoviszidose oder Duchenne’sche Muskeldystrophie verantwortlich ist. Ergebnisse aus den konventionellen Tiermodellen (Ratten, Mäuse) hätten gezeigt, dass diese nicht so einfach unmittelbar auf den Menschen übertragen werden könnten, erklärt Wolf die Bevorzugung von Schweinen. "Das heißt, man hätte gern ein weiteres Modelltier das näher mit dem Menschen verwandt ist als die Nagermodelle."
Wilmut nun in der Stammzellforschung
Ian Wilmut hat das Klonen vor rund zehn Jahren aufgegeben. Er arbeitet seither in der Stammzellforschung. Stammzellen böten ihm alle Möglichkeiten zur Erforschung der Krankheiten, die ihn interessieren, sagt Wilmut. Klone brauche er nicht mehr. Dass die Stammzellforschung sich in den letzten Jahren soweit entwickeln habe können, sei aber auch eine zumindest indirekte Folge des "Dolly"-Experiments.