von Heinz Strunk
Der goldene Handschuh
Am Rande der Hamburger Reeperbahn, in einer Seitengasse namens Hamburger Berg, befinden sich zwei Kneipen, der „Elbschlosskeller“ und „Der goldene Handschuh“, letzterer wird auch „Honka-Stube“ genannt. Den Beinamen verdankt die Kneipe einem Serienmörder der 1970-er Jahre: Fritz Honka. Vier Frauen hat Honka nachweislich umgebracht.
8. April 2017, 21:58
Prostituierte am Ende ihrer Laufbahn, schwerste Alkoholikerinnen, wie der Täter selbst, hat Honka zu sich eingeladen. Gefunden hat Fritz Honka seine Opfer am Hamburger Berg, insbesondere in den erwähnten beiden Kneipen. Nur durch Zufall, durch einen Brand in jenem Haus, in dem sich Honkas Wohnung befand, wurde die Serie aufgedeckt.
Was der deutsche Musiker, Schauspieler und Schriftsteller Heinz Strunk aus diesem "true crime“, diesem realen Verbrechen gemacht hat, das ist in der Tat ein außergewöhnlicher Kriminalroman und auch ein beeindruckendes Sittenbild der Elbstadt über Klassengrenzen hinweg, quer durch die Bevölkerungsschichten, die in Hamburg, wie sonst selten wo, nach wie vor in geographisch exakt abgezirkelten Vierteln leben.
Strunk setzt in seinem Roman auf die Konstruktion einer Parallelwelt, wie sie krasser und unterschiedlicher nicht sein könnte: Hier die soziale Verwahrlosung mit all ihren psychischen und physischen Folgen, wie sie sich am Rande der Reeperbahn herumtreibt. Dort der nahezu unvorstellbare großbürgerliche Luxus einer Reederfamilie mit Innenstadtbüros und Alstervillen.
Besuchen Sie, den "goldenen Handschuh“, die "Honka-Stube“. Drei Dinge sollten sie allerdings bleiben lassen: Sprechen Sie nicht unaufgefordert Stammgäste an. Laden Sie niemanden auf ein Getränk ein, außer er signalisiert ihnen diesen Wunsch. Und die allergrößte Sünde: Fotoapparat und Smartphone herzuzeigen.