"The Girl King" von Mika Kaurismäki

Kristina von Schweden, eine Königin des 17. Jahrhunderts, ist in skandinavischen Ländern eine legendäre Figur. Zahlreiche Biografien, Ausstellungen und Theaterstücke beschäftigen sich mit ihr. Der neue Film "The Girl King" von Mika Kaurismäki erzählt ihre Geschichte in Form eines Dramas. Basierend auf historischen Ereignissen konzentriert sich der Regisseur auf die jungen Jahre der Regentin.

Königin Kristina Wasa (Malin Buska), René Descartes (Patrick Bauchau)

Königin Kristina Wasa (Malin Buska), René Descartes (Patrick Bauchau)

FILMLADEN FILMVERLEIH

Kulturjournal, 4.8.2016

Die Welt des 17. Jahrhundert war eine Lebensfeindliche - besonders für Frauen, besonders für Königinnen. Nachdem Kristinas Vater als Protestant im Dreißigjährigen Krieg gegen die Katholiken fiel, folgte sie ihm auf den Thron. Und trotz männlicher Erziehung zum Prinzen und reichumfassender Macht, wurde von ihr letztendlich nur das eine erwartet: ein Thronfolger.

Kristina agierte jedoch ungewöhnlich exzentrisch - studierte die Schriften des katholischen Philosophen Rene Descartes und kritisierte Luther. Anstatt in Kriege, wollte sie in Schulen und Universitäten investieren; lud sich lieber ihre Kammerzofe ins Schlafzimmer, als an Heirat zu denken.

Historische Begebenheiten, Überlieferungen, Gerüchte, die der finnische Regisseur Mika Kaurismäki, zu einem biografischen Drama vermengt. Er filetiert Momente aus dem Leben Kristinas, die in Summe das Bild einer feministischen Pionierin ergeben. Zeigt sie wissensdurstig, kritisch, fortschrittlich und leidenschaftlich.

Im Zentrum der Handlung steht dennoch eine Liebesgeschichte, durch die der Regisseur in die Gefühlswelt der Monarchin blicken lässt. Fiktive sentimentale und teilweise erotische Szenen zeigen die sonst eher streng dargestellte Herrscherin privat und verletzlich. Und doch wirken die Figuren flach, die dreisprachigen Dialoge in Englisch, Deutsch und Französisch substanzlos. Es entsteht die Ästhetik eines einfachen Fernsehfilms - nicht zuletzt durch das übertriebene Spiel von Martina Gedeck als Kristinas Mutter.

Dennoch hat "Girl King" rein thematisch seine Berechtigung - ist inspirierend, ermutigend und wertvoll für jede junge Frau, die sich ihrer Unabhängigkeit und Stärke vielleicht noch nicht bewusst ist.