
APA/ROLAND SCHLAGER
1937-2025
Claus Peymann ist tot
Große Bestürzung herrscht in der Kulturwelt nach dem Tod des deutschen Theatermachers Claus Peymann, der als langjähriger Burgtheaterdirektor und späterer Direktor des Berliner Ensembles bereits zu Lebzeiten zur Legende wurde. Er starb am Mittwoch im Alter von 88 Jahren in Berlin nach langer, schwerer Krankheit.
17. Juli 2025, 08:01
In Erinnerung bleiben wird Peymann nicht nur für seine legendären Thomas-Bernhard-Inszenierungen, sondern auch für seine markigen Sprüche.
Sendungshinweise
17 07 2025, 21 Uhr | Im Gespräch
18 07 2025, 22:08 | Peymann und Beil lesen
20 07 2025, 09:05 | Gedanken
"Zauberer des Theaters"
Peymanns Stellenwert unterstrichen zahlreiche Wortmeldungen aus Kunst und Politik: "Der große Zauberer des Theaters ist tot", würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Verstorbenen. "Er hat das Theater über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt", reagierte Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann, der Peymanns "Durchsetzung zeitgenössischer Autoren wie zum Beispiel Handke, Jelinek und natürlich Bernhard" hervorhob. Peymann habe das Theatergeschehen der Stadt "in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt", unterstrich der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, während Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) festhielt: "Kaum jemand hat in jüngerer Zeit das Verständnis von politischem Theater so nachhaltig erschüttert, herausgefordert und neu definiert."
Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann würdigte "sein wichtigstes Verdienst, die Durchsetzung zeitgenössischer Autoren wie zum Beispiel Handke, Jelinek und natürlich Bernhard". Karin Bergmann, die mit Peymann bereits in Bochum arbeitete und ihm nach Wien folgte, wo sie Jahre später selbst zur Burgtheaterdirektorin werden sollte, würdigte Peymann in der "ZiB 2": "Seine beiden Grundlagen waren das Dichterwort und das, was er damit erreichen konnte. Er hat verstanden, welche Brisanz in den Texten lag. (...) Er hat immer geglaubt, dass man als Regisseur gesellschaftspolitischen Einfluss haben kann und hat versucht, didaktische mit Theater umzugehen." Auf die Frage, ob Peymann, der als Ehrenmitglied des Burgtheaters ein Recht auf ein Ehrengrab in Wien hat, hier begraben werden möchte, verwies sie darauf, dass Peymann sich in Berlin vor einigen Jahren ein Grab gekauft habe. Es hätte ihm aber sicher gefallen, die traditionelle Trauerfeier auf der Feststiege zu bekommen.
Von Berlin über Stuttgart und Bochum nach Wien
Geboren wurde Claus Peymann am 7. Juni 1937 in Bremen. Nach Stationen unter anderem in Berlin, Stuttgart und Bochum kam er 1986 als Nachfolger Achim Bennings ans Burgtheater, wo er Stücke von Autoren wie Peter Handke und Thomas Bernhard ebenso inszenierte wie Peter Turrini und Elfriede Jelinek. Die Auseinandersetzungen rund um die Uraufführung des Bernhard-Stücks "Heldenplatz" erreichten 1988 eine bis dahin kaum bekannte Heftigkeit und machten die Premiere "zum vielleicht legendärsten Datum des österreichischen Theaters der Zweiten Republik" (Peymann in "News"). Die Aufregung über die "Österreich-Besudelung" wurde in der "Kronen Zeitung" heftig angeheizt, auch zahlreiche Politiker wie der damalige Vizekanzler Alois Mock (ÖVP), Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ), Bundespräsident Kurt Waldheim und FPÖ-Obmann Jörg Haider mischten sich mit kritischen Stimmen ein.

Thomas Bernhard und Claus Peymann bei der Premiere von "Heldenplatz", 1988.
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In Bernhard-Dramoletten selbst Bühnenfigur
Peymann wurde auch selbst zu einer Bühnenfigur: So schrieb Thomas Bernhard die drei Einakter "Claus Peymann verlässt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien", "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen" und "Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese". Im Jahr 2006 zeigten die Wiener Festwochen alle drei Dramolette - mit Peymann und Beil in den Hauptrollen.

1999 nimmt Peymann Abschied vom Wiener Burgtheater.
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Nach seiner Burgtheater-Direktion leitete er von 1999 bis 2017 das Berliner Ensemble. Nach Wien zurück kehrte Peymann in den vergangenen Jahren mit Inszenierungen am Theater in der Josefstadt, 2020 "Der deutsche Mittagstisch" und 2023 "Warten auf Godot". Damals scherzte Peymann im APA-Interview: "Früher war ich König, jetzt bin ich Angestellter." Zu einer geplanten weiteren Inszenierung am Haus sollte es aufgrund der angeschlagenen Gesundheit des Theatermachers nicht mehr kommen.
Text: APA/Red., Audios: ORF
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