Bonus-Malus-Pensionen

Die umstrittene Bonus-Malus-Zahlung für Firmen, wenn sie zu wenige ältere Mitarbeiter beschäftigen, ist zwar beschlossen, ob sie jetzt mit Anfang 2018 aber tatsächlich kommt, ist fraglich. Der Grund: Österreich holt auf, was die Anzahl älterer Beschäftiger anbelangt, und zwar schneller als erwartet.

Mittagsjournal, 6.8.2016

Älter als 55 und noch immer jeden Tag in der Früh am Weg in die Arbeit: Die Zahl jener Österreicherinnen und Österreicher, für die das gilt, steigt unerwartet schnell, das zeigt eine aktuelle Statistik des Sozialministeriums. Hauptgründe dafür: Der Zugang zur Frühpension ist schwieriger geworden, und die allgemeine Beschäftigung steigt, trotz Rekordarbeitslosigkeit.

In der Altersgruppe der Männer zwischen 55 und 59 arbeitet momentan jeder Dritte. Genau gesagt 73,6 Prozent. Das ist der Wert, den sich die Regierung als Ziel gesetzt hat. Bei Frauen über 55 und bei Männern über 60 Jahren sind die Quoten noch nicht ganz erfüllt, es fehlen allerdings nur mehr wenige Zehntel-Prozentpunkte.

Es schaut also ganz danach aus, als ob bis Ende Juni kommenden Jahres alle drei Zielwerte erreicht werden. Juni 2017, dieses Datum ist ausschlaggebend: denn da wird entschieden ob das Bonus-Malus-System kommt oder doch nicht.

Bonus-Malus bedeutet: Beschäftigt eine Firma zu wenige ältere Mitarbeiter, muss sie die doppelte Auflösungsabgabe zahlen. Die Abgabe fällt an, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Beschäftigt die Firma allerdings überdurchschnittlich viele ältere Mitarbeiter, genießt sie einen Bonus: der Betrieb muss weniger in den Familienlasten-Ausgleichsfonds einzahlen. Verglichen wird jeweils innerhalb einer Branche.

Ein Jahr vor Stichtag sieht es also danach aus als ob sich dieses langjährige koalitionäre Streitthema in Luft auflöst. Die gesteckten Ziele sind so gut wie erfüllt. Aus dem Büro des Sozialministeriums kommen aber zurückhaltende Worte: Dass es zunehmend mehr ältere Arbeitnehmer gibt, sei ein Erfolg, das Bonus-Malus-Modell sei damit aber noch nicht vom Tisch. Entschieden werde in einem Jahr. Zwei der drei Quoten seien noch nicht ganz erfüllt, eben bei Frauen über 55 und Männern bis 60.

Kommt das Bonus-Malus-System nicht, dürfte das allen voran die Wirtschaftskammer freuen: Sie hat von Anfang an gegen jede Form der Strafzahlungen gestemmt, ebenso gegen Quoten für ältere Mitarbeiter.

Auch wenn die Zahl älterer Arbeitnehmer auch ohne Bonus-Malus-System steigt: Im EU Vergleich ist Österreich weit abgeschlagen. Arbeiten hierzulande 5 von 10 über 55 Jährige, sind es in Skandinavien 8 von 10.