Film "Der Wert des Menschen"

Frustration, Demütigung, Minderwertigkeit - das empfinden viele Menschen, wenn sie arbeitslos sind. So auch die Hauptfigur im französischen Sozialdrama "Der Wert des Menschen", ein stiller Held, der zwischen Verzweiflung und Zuversicht schwankt. Vincent Lindon wurde für diese Hauptrolle letztes Jahr in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet.

Vincent Lindon

SEBASTIEN NOGIER / EPA / picturedesk.com

Morgenjournal, 12.8.2016

Schon seit 20 Monaten ist Thierry arbeitslos. Und mit 51 ist es schwierig einen neuen Job zu finden. Doch Thierry gibt nicht auf. Im Gegensatz zu Kollegen, die vor allem großspurig-zornige Reden über eine notwendige Revolution halten, bleibt der gelernte Maschinist pragmatisch; aber auch er verliert langsam die Geduld - zum Beispiel am Arbeitsamt. Zwischen wenig sinnvollen Fortbildungskursen, und noch weniger vielversprechenden Bewerbungsgesprächen, beschreibt der Film "Der Wert des Menschen" ein Einzel- und Durchschnittsschicksal in der heutigen Arbeitswelt, ein Schicksal mit universeller Beispielwirkung.

Regisseur Stephane Brize: "In der ganzen Welt sind Menschen heutzutage bereit, sich unterzuordnen und Zugeständnisse zu machen, die sie normalerweise nicht machen würden. Das alles nur um eine Arbeit zu bekommen oder ihren Arbeitsplatz zu retten."

Kampf um die eigene Würde

Den Familienwohnwagen kann sich Thierry nicht mehr leisten. Das Feilschen um den Verkaufspreis bekommt eine grimmige Dimension, spiegelt sich doch darin exemplarisch der Kampf um die eigene Würde. Ebenso, wenn sich Thierry bei einem Bewerbungsgespräch, das via Skype am Computer geführt wird, über die Form seines Lebenslaufs belehren lassen muss. Regisseur Brize verfilmt hier den Überlebenskampf der Arbeiterklasse. Dabei wirbt er zwar um Sympathie für seinen knorrigen Protagonisten, bleibt aber mit der Kamera stets auf beobachtender Distanz. "Ich wollte möglichst realistisch und wahrheitsgetreu erzählen", so Brize.

Moralisches Dilemma

Schließlich findet Thierry einen Job als Supermarkt-Detektiv. Nun befindet er sich im moralischen Dilemma, bestimmt er doch über das Schicksal sozialer Absteiger, für die Diebstahl an der Grenze zur Notwehr ist. "La Loi du Marche", das Gesetz des Marktes, so lautet der Originaltitel des Films, ein Gesetz der Zahlen und Macht, aber, so führt Regisseur Brize vor, untauglich für das Maß der Moral und letztlich den "Wert des Menschen".