Prozess um zerstörte Timbuktu-Mausoleen

Es ist eine Premiere für den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag: Zum ersten Mal wird einem Islamisten wegen der Verwüstung historischer Kulturschätze der Prozess gemacht.

Der Angeklagte, Mitglied einer der Al-Kaida im Maghreb nahestehenden Terrorgruppe, soll die Zerstörung von UNESCO-Weltkulturerbe in der Wüstenstadt Timbuktu im westafrikanischen Mali geplant und bei der Zertrümmerung der Mausoleen mitgeholfen haben.

Morgenjournal, 22.8.2016

Mit Schaufeln und Äxten haben Islamisten vor vier Jahren das jahrhundertealte Weltkulturerbe von Timbuktu kaputtgeschlagen. Wie bei ähnlichen Fällen vorsätzlicher Zerstörung wertvoller Kulturgüter konnte die Weltöffentlichkeit bei der Tat nur zusehen. Doch nun muss sich erstmals ein mutmaßlicher Täter vor Gericht verantworten: Der Rebellenführer Ahmad al-Faqui al-Mahdi, Mitglied der Al-Kaida-nahen Organisation Ansar Dine, soll die Tat geplant, vorbereitet und ausgeführt haben.

Der Anfang 40-Jährige ist im vergangenen Jahr in Niger festgenommen und dem Gericht übergeben worden. Al-Mahdi will sich bei dem Prozess, der heute um neun Uhr beginnt, schuldig bekennen - auch das ist bisher einzigartig in der Geschichte des Internationalen Strafgerichtshofs. Aus diesem Grund könnte es schon in einer Woche zu einem Urteil kommen.

Wichtiger Präzendenzfall

Die Anklage will mit dem Prozess ein Zeichen setzen. Hier gehe es nicht nur um Mauern und Steine, erklärte Chefanklägerin Fatou Bensouda; es gehe um ein einen eiskalten Anschlag auf die Würde und Identität der Bevölkerung. Das gilt umso mehr, als die 16 mittelalterlichen Heiligengräber der Bevölkerung als religiöse Kultstätten dienten.

Für die UN-Kulturorganisation UNESCO ist der Prozess ein wichtiger Präzendenzfall. UNESCO-Chefin Irina Bukowa spricht wörtlich von einem "nachhallenden Signal gegen Straffreiheit, auch mit Blick auf Syrien und den Irak". 2015 zerstörte die Terrormiliz Islamischer Staat im syrischen Weltkulturerbe Palmyra 2000 Jahre alte Tempelanlagen, Turmgräber und den Triumphbogen; in der nordirakischen Grabungsstätte Ninive zertrümmerte sie Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit.