Milovan Djilas Autobiografie
Der Krieg der Partsianen
Kommandant Veljko im inneren Kampf mit dem Parteiintellektuellen Milovan Djilas – Kriegsrealität gegen kommunistische Revolutionsdogmen. So könnte die Kurzfassung der 600 seitigen tagebuchartig geführten Reflexion über die Teilnahme am jugoslawischen Partisanenkampf im Zweiten Weltkrieg lauten. Dieser Kampf begann 1941 nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion.
8. April 2017, 21:58
Kontext, 26.08.2016
Bis dahin betrachteten sich die moskautreuen Kommunisten mit Deutschland im Hitler-Stalin Pakt verbündet. Für die seit 1921 verbotene kommunistische Kleinpartei schlug die Stunde. Mit kleinen Guerillaaktionen gegen die italienischen und deutschen Besatzer verfolgten die kommunistischen Partisanen unter Führung von Josip Broz Tito anfangs eine tellurische Strategie. Sie führten einen Kampf gegen die Besatzer, zusammen mit anderen nicht kommunistischen Milizen. Doch Moskau drängte Tito zum Strategiewechsel. Der Widerstand müsse sich zu einem antifaschistischen Volksaufstand ausweiten, über den Bürgerkrieg zur sozialistischen Revolution und Machtübernahme führen. So wollte es die marxistisch-leninistische Kriegstheorie, so bestimmte Moskau. Sowohl Djilas als auch Veljko glaubte damals an die Lehrbücher des Guerillakrieges, an die schöpferische Gestaltungskraft des Volkskrieges, der ein neues kommunistisches Kollektiv hervorbringen würde.
Als Italien 1943 kapitulierte, schlossen sich tausende italienische Soldaten Titos mittlerweile hochgerüsteter Armee an. Sie blieb unbesiegt, doch nach Kriegsende setzte der große, bisher ungesühnte Rachefeldzug der Titopartisanen ein, für den es laut Milovan Djilas keinen zentralen Befehl gab. Ermordet wurden auch jene Hilfstruppen der Deutschen in großer Zahl, die die Briten nach Kriegsende aus Kärnten nach Jugoslawien zurück trieben. Schätzungen zufolge starben 10 Prozent der Einwohner Jugoslawiens im Krieg, mehr als 50 Prozent allerdings im Bürgerkrieg der jugoslawischen Bevölkerung untereinander – der Weg in den Balkankrieg der 1990iger Jahre war vorgezeichnet. Im lange unentschiedenen Kampf zwischen dem moskautreuen kommunistischen Veljko gegen den Intellektuellen Djilas siegte der kritische Verstand. Obwohl sich Tito schon 1948 aus den Klauen Moskaus befreite, trug Djilas, der nach 1945 Ministerämter übernommen hatte, die Politik Titos und seiner "neuen Klasse" nicht mehr mit. 1954 fiel er in Ungnade. Aus 9 Jahre Gefängnis ging der weltbekannte Dissident Milovan Djilas hervor, dessen Reflexionen in seine Geschichte des Partisanenkrieges einflossen.
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Milovan Djilas, "Der Krieg der Partisanen", Sisyphus