Wählerlisten eingefroren

Am 2.Oktober wird die Stichwahl für das Amt des Bundespräsidenten wiederholt. Zur Stichwahl gehört auch ein Stichtag: der ist derselbe wie für den ersten Wahlgang: der 23.Februar. Nur wer im ersten Wahlgang wählen durfte, darf das auch jetzt tun. Das hat Folgen: tausende ältere Wahlberechtigte sind seither verstorben, tausende Jugendliche haben das Wahlalter erreicht, dürfen aber keine Stimme abgeben. Das könnte eher Norbert Hofer nützen als Alexander van der Bellen.

Morgenjournal, 30.8.2016

Leichter Vorteil für Hofer

Zwischen dem ersten Wahlgang am 24.April und dem Tag der Wahlwiederholung am 2.Oktober werden rund 33.000 junge Österreicherinnen und Österreicher das Wahlalter von 16 Jahren erreicht haben. Das geht aus dem aktuellen Bevölkerungsstand hervor, den die Statistik Austria aus dem Melderegister errechnet.

Trotz des erreichten Wahlalters können diese Jugendlichen nicht mitstimmen bei der Wiederholung der Stichwahl - eben weil sie eine Wiederholung ist und die Wählerlisten unverändert bleiben.

Wie Jugendliche tendenziell stimmen, weiß man aus einer Befragung von 1.200 Wahlberechtigten bei der letzten Wahl, sagt Wahlforscher Günther Ogris vom SORA-Institut: Jüngere Wähler hätten überdurchschnittlich Van der Bellen gewählt. Dass sie jetzt nicht wahlberechtigt seien, nütze das Norbert Hofer. Van der Bellen verliere damit 600 bis 700 Stimmen Vorsprung.

Umgekehrt sind seit dem ersten Wahlgang Wahlberechtigte verstorben: diese Zahl lässt sich weniger genau schätzen als die der potentiellen Jungwähler, aus dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre lassen sich rund 35.000 annehmen, ohne jüngste Zahlen fürs laufende Jahr. Die Wirkung laut Wahlforscher Ogris: nachdem bei den Über-60-Jährigen die Verhältnisse mit 48 zu 52 Prozent ähnlich seien, sei der Effekt extrem gering. Da gehe es um 200 bis 300 Stimmen zu ungunsten von Van der Bellen.

Auslandsösterreicher wiederum, die beim ersten Wahlgang nicht in die Wählerevidenz eintragen waren, sind auch diesmal nicht stimmberechtigt. In die Ermittlung des letzten Ergebnisses sind laut Innenministerium 23.000 Wahlkarten von Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern einbezogen worden. Die wurden in der Wahltagsbefragung nicht eigens untersucht, Günther Ogris trifft folgende Annahme: sie seien wie Wahlkartenwähler einzustufen. Und daher sei der Umstand, dass man jetzt nicht mehr nominieren könne eher ein Vorteil für Hofer.

Drei Faktoren also, die tendenziell eher Norbert Hofer nützen können als Alexander van der Bellen. Allerdings schränkt der Wahlforscher ein: um große Wählermengen gehe es dabei nicht, für eine tatsächliche Verschiebung des Wahlergebnisses, sagt Ogris, würden die demografischen Effekte nicht reichen.