Theater an der Wien: "Hamlet"

Der Schriftsteller Thomas Jonigk hat anlässlich des Shakespearejahres für das Theater an der Wien einen neuen "Hamlet" geschrieben. Darin lenkt er den Blick auf die Quellen, aus denen Shakespeare sein Werk schöpfte. Anno Schreier hat daraus eine Oper komponiert, die morgen vom RSO Wien unter Michael Boder uraufgeführt wird.

Marlis Petersen (Gertrud) und Andrè Schuen (Hamlet)

Marlis Petersen (Gertrud) und Andrè Schuen (Hamlet)

APA/THEATER AN DER WIEN/MONIKA RITTERSHAUS

Mittagsjournal, 13.9.2016

Anno Schreier und sein Librettist Thomas Jonigk haben es sich nicht einfach gemacht. Den Shakespearschen "Hamlet" zu vertonen, das erschien ihnen zu simpel und so haben sie vorshakespearsche Quellen herangezogen und das Stück quasi neu erfunden: In 25 Szenen schildert es nun mehr den Zerfall einer Familie als die bloße Historie.

"Wir wollen eine Art Familiengeschichte erzählen, deren Mitglieder schon zu Beginn des Stücks so kompliziert ineinander verstrickt sind, dass sie gar nicht mehr normal miteinander umgehen können", sagt Komponist Anno Schreier.

Wie in den meisten seiner Werke setzt Schreier auch hier auf starke Effekte, wobei er den Text nicht untermalt sondern oft konterkariert. Sein "Hamlet" kommt mit relativ wenigen Figuren aus - einzig dazu erfunden ist der Pastor, eine parodistische Figur. Dafür hat er eine Art antiken Tragödienchor komponiert, der einen tragischen Hintergrund zum Geschehen bildet.

Am Pult des RSO Wien steht Michael Boder: "Mit Shakespeare verbinden wir natürlich Abgründigkeit, Brutalität, innere Zerrissenheit der Figuren, aber häufig kommt in den Figuren das groteske Element von Shakespeare zu kurz. Und das ist hier gelungen: Dass selbst die Figuren, die sich durch Bosheit und Drastik auszeichnen, auch groteske Züge haben. Das gefällt mir außerordentlich an dieser Version."

Inszeniert hat Christof Loy. Auch der Rest der Besetzung ist prominent: Marlis Petersen, André Schuen, Jochen Kowalski oder Bo Skovhus. Bis 23. September gibt es am Theater an der Wien vier Reprisen von "Hamlet" zu erleben. Ö1 sendet einen Mitschnitt der Uraufführung am Freitag ab 19.30 Uhr.

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Theater an der Wien - Hamlet

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