Abschied von Schimon Peres
Er war der letzte aus der israelischen Gründergeneration: der ehemalige israelische Staatspräsident und zweimalige Ministerpräsident Schimon Peres ist tot. Der Mann, der 1994 gemeinsam mit Jassir Arafat den Friedensnobelpreis erhalten hat, ist heute am frühen Morgen im Alter von 93 Jahren gestorben.
8. April 2017, 21:58

APA/AFP/MENAHEM KAHANA
Morgenjournal, 28.09.2016
Sein Geburtsdatum ist - wie seine Lebensbilanz - nicht ganz eindeutig. Zwischen dem 2. und dem 16. August 1923 wurde Szymon Perski im ostpolnischen Wischnewa geboren, das heute zu Weißrussland gehört. Als Elfjähriger kam er ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina. Er nannte sich fortan Shimon Peres und glich seinen Geburtstag dem jüdischen Kalender an.
Mit 29 Jahren wurde Peres von seinem politischen Ziehvater, Staatsgründer David Ben Gurion, zum Generaldirektor im Verteidigungsministerium ernannt. Mit französischer Unterstützung fädelte er das bis heute geheime Atomprogramm ein. 1959 wurde er erstmals ins Parlament gewählt und galt jahrelang als Vertreter einer harten Linie gegenüber den Palästinensern.
Zweimal war der Sohn eines Holzhändlers Regierungschef, je dreimal Verteidigungs- und Außenminister. Peres saß 48 Jahre lang für drei verschiedene Parteien in der Knesset und gehörte 16 Regierungen an. So prägte er entscheidend Israels Geschicke mit.
Dabei galt Peres, obwohl er 19 Jahre lang die israelische Arbeitspartei führte, als "ewiger Zweiter", der keine Wahlen gewinnen konnte und zumeist im Schatten charismatischerer Politiker agierte. Regierungschef wurde Peres nie als Wahlsieger, sondern einmal mit Übergangsmandat nach der Ermordung von Jizchak Rabin und einmal im Rahmen einer Rotationsabsprache.
Seit Peres 2007 erstmals eine Wahl gewann und sieben Jahre lang das repräsentative Präsidentenamt übernahm, engagierte sich der dreifache Vater für den Zusammenhalt der politisch, ethnisch und religiös zerrissenen israelischen Gesellschaft. Und die dankte es ihm - endlich: Drei von vier befragten Israelis befanden zum Ende seiner Amtszeit, Peres sei ein gutes Staatsoberhaupt gewesen.
Das Vermächtnis seiner Jahre als Friedensnobelpreisträger blieb bisher allerdings unerfüllt. Immer wieder hatte Peres optimistisch seinen Traum beschrieben: "Einen jüdischen Staat mit dem Namen Israel an der Seite eines arabischen Staats namens Palästina, die sich nicht bekämpfen, sondern Seite an Seite in Freundschaft und Zusammenarbeit leben."
(APA)