Francois Ozons Drama "Frantz"

Der Friedensvertrag von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg wurde von vielen Deutschen als Demütigung empfunden; demensprechend herrschte auch Eiszeit zwischen Deutschen und Franzosen. Umstände, in denen der französische Regisseur Francois Ozon auch seinen neuen Film "Frantz" ansiedelt - ein Drama das zeigt, dass Gefühle unter Freunden sich von den Vorbehalten zwischen Nationalitäten nicht aufhalten lassen.

Morgenjournal, 18.10.2016

Arnold Schnötzinger

Ein Fremder legt kurz nach dem Ersten Weltkrieg Blumen am Grab eines deutschen Soldaten im ostdeutschen Quedlinburg nieder. Die Hinterbliebene Verlobte (Paula Beer) beobachtet den Unbekannten. Schon bald gibt sich der schüchterne Adrien (Pierre Niney), so der Name des Fremden, als ehemaliger Pariser Freund des gefallen Frantz zu erkennen. Für die trauernde deutsche Familie eine ambivalente Situation, denn einerseits steht hier ein Franzose vor ihnen, - von Kriegs wegen ein Feind par excellence - andererseits gibt er sich als Freund und Musikerkollege von Frantz aus, als Verbindung zum Verstorbenen, als Informant zur Errettung des Andenkens an den Toten.

Spiel mit falschen Fährten

Natürlich ist der mysteriöse Franzose ein idealer Geheimnisträger, Geheimnisse die hier nicht verraten werden dürfen, also eine jener Figuren von Regisseur Francois Ozon, die ein Spiel mit Wahrheit und Lüge, mit Rätsel und Ungewissheit, Moral und Vernunft geradezu provozieren. Natürlich, so Francois Ozon, interessiere ihn im Kino vor allem falschen Fährten und das Spiel mit Zuschauererwartungen.

Interkultureller Dialog

Ausgangspunkt für das Drama "Frantz" war ein Theaterstück von Maurice Rostand, das bereits 1931 von Ernst Lubitsch für das Kino adaptiert worden war, doch während Lubitsch seinen Film aus der Perspektive des Franzosen erzählt, wechselt Ozon auf die deutsche Seite. Damit versucht Ozon auch, den interkulturellen Dialog zu fördern, nicht zuletzt durch konsequente Zweisprachigkeit im Film, es gehe ja um eine Wiederannäherung und Freundschaft zwischen zwei Ländern.

Lüge als die bessere Wahrheit

Die Tristesse der Zwischenkriegszeit und damit den Großteil des Films fasst Regisseur Ozon in Schwarz-Weiß, nur hin und wieder gönnt er den Figuren seelische Erleichterung und damit Farbe. Blass, aber immerhin. Momente, in denen Ozon auch den Wert von Wahrheit relativiert. Manchmal ist eine Lüge die bessere, weil leichter zu ertragende Wahrheit.