Wiener Fotoschau: "Arnold Schönberg im Fokus"

Das Arnold Schönberg Center Wien besitzt rund 3.500 Originalfotografien und mehr als 1.000 historische Negative aus dem Nachlass des Komponisten. Ab heute werden diese erstmals präsentiert.

In Kooperation mit "eyes on - Monat der Fotografie" dokumentiert die Ausstellung alle Lebensphasen Schönbergs - von seiner frühen Kindheit in den 1880er Jahren in Wien bis zu seinen letzten Tagen in Los Angeles.

Gertrude, Arnold und Georg Schönberg

Gertrude Schönberg, Arnold Schönberg, Georg Schönberg
Berlin Zehlendorf, Villa Lepcke
ca. 1912

Arnold Schönberg Center/Heinrich Schönberg

Morgenjournal, 16.11.2016

Über die Skandalisierung erhaben

Als Arnold Schönberg 1912 mit seinem neuen Melodrama "Pierrot Lunaire" durch Deutschland tourte, lud ihn der renommierte Fotograf Hugo Erfurth in sein Dresdner Atelier zu einem Fototermin. Erfurth experimentierte damals intensiv mit malerischer Bildwirkung: Die Porträts sind kontrastreich und leicht verrauscht, wie man heute sagen würde; Schönberg schaut ernst, mit leicht gerunzelter Stirn und jenem wachen, intensiven Blick in die Kamera, der sich fast wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht.

Schönberg ließ sich als Künstler darstellen, der über die öffentliche Skandalisierung seiner Musik erhaben war. Berühmte Fotografen und Ateliers wie Schlosser & Wenisch in Prag, Man Ray in Paris oder Edward Weston in Los Angeles lichteten den Komponisten ab.

Der Familienmensch

Zahlreiche Amateuraufnahmen aus seinem Nachlass zeigen ihn aber auch als Familienmenschen, beim Dozieren an der Universität oder auf Reisen mit Freunden. Nicht nur Originaldokumente, sondern auch Repliken von Fotoalben, Briefen oder Fototaschen mit Negativen präsentiert die Ausstellung. Oder die wohl größte persönliche Zäsur des Komponisten - die Flucht 1933 aus Europa.

Unangefochtene Größe in Amerika

Die Ankunft der Familie Schönberg in Amerika ist hingegen in großen bebilderten Zeitungsartikeln dokumentiert. Hier war Schönberg eine unangefochtene Größe des intellektuellen und künstlerischen Lebens. Fotos zeigen ihn in vertrauter Atmosphäre mit Albert Einstein, Charlie Chaplin oder dem Pianisten Leopold Godowsky. Beeindruckend die Wachheit und Präsenz, die auch noch der schwer kranke Arnold Schönberg am Ende seines Lebens auf den Fotos ausstrahlt.

Es sind zum Teil also berührende Einblicke, die diese erste reine Fotoschau im Arnold Schönberg Center gewährt. In einem parallel erscheinenden Katalog sind zudem bisher nicht gezeigte Aufnahmen zu sehen; über tausend Negative aus der Sammlung wurden dazu eigens digitalisiert.

SErvice

Arnold Schönberg Center - Schönberg im Fokus. Fotografien 1880 – 1950
16. November 2016 – 19. März 2017