Lukas Beck

13. September 2024, 12:51

Während es die Schule geschafft hat, mir die Liebe zu manchem Werk zeitweise zu verleiden, schaffen es die Gestalter von Formaten wie "Abenteuer Interpretation", Türen zu öffnen und meinen Horizont ein wenig zu erweitern. Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre das eine Art "Abenteuer Zeitgenossen". Im Zeit-Ton werden die Stücke oft nur einmal gespielt und basta. Keine vergleichenden Interpretationen, erklärenden Ausschnitte, nichts, was helfen könnte, durch mehr Wissen ein Gespür für die Musik zu bekommen. Wenn wir mit unseren Kindern monatlich in die Oper gehen, hören wir daheim vorher ein bisschen rein, oder reden über das Libretto.

Werde ich in Geschäften oder Lokalen von Boulevardsendern zwangsbeschallt, weiß ich oft nichts mit der aufgeregten Heiterkeit der Moderatoren anzufangen -spätestens dann setzt bei mir ein Fluchtinstinkt ein. Wenn mir hingegen eine Ö1Sendung gerade nicht gefällt, dann gehe ich ins Netz und hör was nach. So gesehen, ist Ö1 sich selber sein größter Konkurrent -zumindest bei mir.

Bei den Werner-Pirchner-Signations hab ich immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie sind musikalisch herausragend und des Senders absolut würdig.

Am liebsten hör ich Ö1 im Auto. Ich freu mich auf lange Fahrten in Österreich -da hör ich vom Ein- bis zum Aussteigen. Im Vorfeld der ersten Bundespräsidentenstichwahl war ich für den "Spiegel" in Kärnten unterwegs. Da hab ich beim Ö1 Jazztag eine zweistündige Sendung mit Wolfgang Puschnig gehört. Die hätte gerne auch fünf Stunden dauern können. Ich hab richtig mitgelebt. Der Moderator hat im Gespräch mit Puschnig ein Stück von ihm als 17-Jähriger angekündigt -und hat den Protest seines Gastes freundlich ignoriert -, da hab ich den Puschnig im Auto aufgeregt atmen gehört, bevor es losging. Dass es mit Ö1 in Österreich einen Sender gibt, der einen ganzen Tag einem Thema widmet und, dass Menschen wie Wolfgang Puschnig eine Zweistundensendung bekommen, ist Lebensqualität.

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