Thriller "Nocturnal Animals"
Von subtiler Rache erzählt Tom Ford in seinem neuen Film. Dafür wurde er als bester Regisseur für den kommenden Golden Globe nominiert.
8. April 2017, 21:58
Eigentlich ist der US-Amerikaner bekannt als Modedesigner. Jahrelang war Tom Ford der kreative Kopf des Modehauses Gucci und ist mittlerweile mit seinem eigenen Modelabel überaus erfolgreich. Doch 2009 ist Ford erstmals auch als Filmregisseur in Erscheinung getreten, nach seinem Debüt "A Single Man" legt der gebürtige Texaner nun den Thriller "Nocturnal Animals" vor.

UPI
Mittagsjournal, 19.12.2016
"Revenge", also Rache, brüllt der Schriftzug eines Bildes von den Wänden in der Galerie von Susan Morrow (Amy Adams) in Los Angeles. Susan hat ein paar fragwürdige Dinge in ihrem Leben getan, etwa einem jungen Autor (Jake Gyllenhaal) das Herz gebrochen. Lange ist das her, doch der Autor hat die Sache nicht vergessen, darüber einen verschlüsselten Roman geschrieben. Bei der Lektüre erkennt sich Susan wieder in der Geschichte, die die persönliche Angelegenheit in einer Krimi-handlung versteckt, aber Susan trotzdem das eigene Versagen schonungslos mitteilt. Loslassen und sich selbst finden, das wären wichtige Themen seines Films, meint Regisseur Tom Ford.
Glanz und Arroganz
Ist "Nocturnal Animals" aber wirklich eine Rachegeschichte? Ja und nein, denn die Rache ist subtil: Einer der gelitten hat, lässt nun die Verursacherin selbst leiden - das aber letztlich zu ihrem Vorteil, denn am Ende wird Susan eine Andere sein. Ihr abgestumpftes Dasein in der Langweile der Kunst-Szene von LA genauso verlassen wie ihren untreuen Ehemann, einen Schönling, von dem der Glanz der Äußerlichkeit längst abgefallen ist. Diesen Glanz und die Arroganz kennt der Modeschöpfer Tom Ford ganz genau, ein Vorteil beim Zertrümmern und Vorführen der Absurditäten der Kunstwelt.
Produktive Gegensätze
Da trifft der Kinozuseher auf einen knorrigen Detective (Michael Shannon) in Texas und im nächsten Moment auf sterile Glaspaläste in der Großstadt, da findet man zwei weibliche Leichen mitten in uramerikanischer Wüstenlandschaft, aber auf einem knallroten Samtsofa, wie ein Liebespaar umschlungen. Tom Ford forciert derartige Gegensätze produktiv durch die Sprunghaftigkeit seiner Erzählweise: von der Gegenwart in die Vergangenheit, von der realen Welt in die fiktive des Romans und zurück.
Brüchige Eleganz
Wo ist das Sanfte, wo das Brutale im Menschen, reine Ansichtssache, der renovierte Mercedes-Oldtimer und das zerbeulte Muscle-Car, da die ästhetische Stilisierung, dort der pure Dreck an den Cowboystiefeln. Tom Ford hat 2009 mit "A Single Man" einen offensichtlich eleganten Film gedreht, eine Eleganz, die in "Nocturnal Animals" brüchig, und damit umso nachhaltiger geworden ist. Der Mann sollte jedenfalls den Laufstegen fern und am Regiestuhl sitzen bleiben.