David-Hockney-Werkschau in London

In chronologischer Reihenfolge zeichnet die Tate Britain David Hockneys sechs Jahrzehnte umfassende Karriere nach und würdigt seine Leistungen in Malerei, Zeichnung, Fotografie und Video.

Frau betrachtet Gemälde, Ausstellungsansicht

AP/MATT DUNHAM

Highlights sind die zwischen 1960 und 1961 entstandenen "Love"-Bilder, Porträts seiner Familie und Freunde sowie Selbstporträts; außerdem Hockneys berühmte Swimming-Pool-Bilder aus Los Angeles.

Mittagsjournal, 7.2.2017

Im Alter produktiver denn je

Der wohl einflussreichste britische Künstler David Hockney ist eine Naturgewalt. Die jüngste Retrospektive des beinahe 80-Jährigen ist ab Donnerstag in London zu sehen - schon jetzt zählt sie zur meistverkauften Ausstellung in der Geschichte des altehrwürdigen Hauses. Hockney ist eine lebende Legende, im Alter produktiver denn je. "Ich weiß nicht woher er die Energie hat", sagt Kurator Chris Stephens, "vermutlich durch das Malen; er schafft Kunst und geht dann ins Bett, es ist sein Leben."

Unter den 250 Exponaten sind die in den 2000ern in Yorkshire entstandenen Landschaftsbilder sowie neue Werke, die Hockney seit seiner Rückkehr nach Kalifornien im Jahr 2013 geschaffen hat. Sein Geburtsort, die nordenglische Grafschaft Yorkshire, hat Hockney stark geprägt: Sie ist Kontur und Substanz in seinen Werken, die hellen Farben sind Inspirationen aus seiner Wahlheimat Kalifornien.

"Tate Britain ist es auch gelungen, fast alle Doppelporträts für die Werkschau zusammenzubringen", sagt der Kurator. Darunter auch das ikonische Bild des schwulen Paares Christopher Isherwood and Don Bachardy, das Anfang der 60er Jahre als erstes offen homosexuelles Paar in den Hollywood Hills lebte. Für David Hockney ist das Porträt ein Mittel, um sich selbst und seine Gegenüber zu erkunden.

Konventionen radikal hinterfragt

Seine Werke haben aber auch subtile politische Elemente. 2010 malte er in Baden-Baden ein Bild in dem ein kleines Buch auf einem Tisch liegt, darauf steht: Wird Europa jemals zusammenpassen? Mit dem Brexit kann Hockney gut leben, auch Donald Trump macht ihm wenig Sorgen, mehr lässt er sich nicht entlocken.

Hockney nimmt neue Herausforderungen gerne an, er schätzt vor allem neue Technologien. Vor sechs Jahren hat Hockney zum ersten Mal seinen Pinsel gegen das iPad eingetauscht, es hat doch einige Zeit gedauert, bis er erkannte wie er dieses neue Medium für seine Kunst nutzen kann; er experimentiert bis heute und lernt dazu.

Die Retrospektive zeigt Hockney als intelligenten und zutiefst kritischen Geist der Kunst, der Bildkonventionen und ihre Herstellungsverfahren radikal hinterfragt. Sie ist bis Ende Mai in der Tate zu sehen und wandert dann nach Paris und New York.

Service

Tate Britain - David Hockney, 9. Februar bis 29. Mai 2017
Die Zeit - "Ich bin ein Anarchist"