Voodoo Jürgens und Stefanie Sargnagel

INGO PERTRAMER/RABENHOF THEATER

Sargnagels Texte auf der Rabenhofbühne

Beisl, Bier und Bachmannpreis

Das Rabenhof Theater bringt die Texte von Stefanie Sargnagel, gemeinsam mit dem Liedermacher Voodoo Jürgens, auf die Bühne. "Ja, eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis" hatte gestern Abend Premiere.

Noch vor wenigen Jahren war sie Angestellte eines Callcenters, mittlerweile ist Stefanie Sargnagel Teil des Literaturzirkels und Bachmannpreisträgerin. Sie wird vom Feuilleton für ihre pointierten und ehrlichen Schriften aus dem Alltag gefeiert, die sich zwischen Poesie und Derbheit bewegen.

Morgenjournal, 20.4.2917

Aus einem riesigen Einbauschrank mit etlichen Türen klettern drei Frauen heraus, gekleidet in buntgemusterten Stoffhosen und großen löchrigen Pullovern, mit motzigen Gesichtsausdrücken. Sie alle drei sind eins, sind nicht wirklich Stefanie Sargnagel, sondern sollen die Verkörperung ihrer Texte sein.

  • Saskia Klar, Miriam Fussenegger und Lena Kalisch

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  • Szene

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Grundkonflikt einer Generation

Es geht um Einsamkeit und Faulheit, um den Wunsch "normal" zu sein, sportlich und pünktlich. Ein Wunsch, der jedoch durch Beisl-Besuche und Kettenrauchen regelmäßig zunichte gemacht wird. Für die Regisseurin Christina Tscharyiski ein Grundkonflikt einer ganzen Generation. Ihr diente Sargnagels Bachmannpreis-Text "Penne vom Kika" als Basis für die Theaterproduktion, ergänzt durch Passagen aus Postings, Büchern, Kommentaren. Und obwohl die situativen Beschreibungen der Autorin nicht durchkomponierter seien, so Tscharyiski, würden sich die Texte erstaunlich gut eignen. Die Themen ähneln sich oft, lassen sich zusammenfassen und so könne man eine Welt erschaffen, die zu leben beginnt.

Derber Charme wird zu Klamauk

Musikalisch begleitet von Voodoo Jürgens, hüpfen die drei Schauspielerinnen klamaukhaft über die Bühne, tanzen und albern, sollen den geschriebenen Worten Leben einhauchen. Worte, die man von der bei Lesungen eher zurückhaltenden Autorin, anders zu hören bekommt. Sargnagel würde ihren Stil eher als träge bezeichnen. Die drei Figuren hingegen empfinde sie als manisch, hektisch, zerrissen. Und das war auch im Sinne der Regisseurin, deren Anspruch es nicht gewesen sei, Sargnagel zu imitieren, sondern zu überhöhen. Wäre es doch immer problematisch Texte einer bekannten Autorin, die aus der Ich-Perspektive schreibt, auf die Bühne zu bringen.

Und während Sargnagels Zeilen über die Bühne fegen und das Publikum in unablässiges Gelächter versetzen, ist jedoch von jenem derben Charme, jener Melancholie und Kühnheit aus ihren Texten kaum mehr etwas zu spüren. Sie werden zu Schenkelklopfern.