Ein Besucher des Auktionshauses Christie’s vor Peter Doigs Bild "Überschwemmt"

AFP/ANTHONY WALLACE

Kultur aktuell

Peter Doig - Der Maler aus dem Paradies

Mit seinen rätselhaften Dschungellandschaften in oft psychedelischen Farben gehört der Brite Peter Doig zu den wenigen lebenden Künstlern, deren Werke um 25 Millionen Dollar und mehr gehandelt werden. Dabei versuchte der gebürtige Schotte schon vor 15 Jahren, sich den Mechanismen des Kunstbetriebs zu entziehen und übersiedelte auf die Karibik-Insel Trinidad.

Ö1 hat den Künstler am Rande der Gesprächsreihe "Modern & Contemporary" im Kunsthistorischen Museum in Wien getroffen.

Morgenjournal, 25.4.2017

Paradise lost?

Ein leeres Kanu, das auf einer gespenstisch schillernden Wasserfläche dahintreibt, ein Mann mit Schirm, der eine Friedhofsmauer entlangstreift oder ein verstecktes Haus in einem dichten Wald. In Peter Doigs Bildern hat man immer das Gefühl, Zeuge einer unheimlichen Erzählung zu sein. Bis zu einem Jahr arbeitet Doig an seinen großformatigen Gemälden, wobei er oft mehr Zeit mit dem Nachdenken über das Bild als mit dem tatsächlichen Malen verbringt. Die dafür nötige Ruhe und Abgeschiedenheit findet er in seinem Haus in den Bergen über Trinidads Hauptstadt Port of Spain.

Zuletzt geriet Trinidad jedoch vermehrt ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit, nicht nur durch seine Lage vor der Küste des krisengeschüttelten Venezuela. Peter Doig: "Man merkt plötzlich, dass selbst ein Ort wie Trinidad wehrlos dagegen ist ins Weltgeschehen hineingezogen zu werden. So gab es kürzlich mehrere Presseberichte, in denen es hieß, Trinidad sei eine Brutstätte für IS-Kämpfer. Generell ist es aber eine Welt für sich, mit ihren ganz eigenen Problemen. Und trotz aller Einflüsse von außen, hat man noch immer das Gefühl, dass Trinidad seinen ganz eigenen Weg weitergehen wird."

Kulturjournal, 25.4.2017

"Ich möchte, dass sich meine Bilder eine Offenheit bewahren, damit der Betrachter die Möglichkeit hat in sie hineinzuschmelzen." Peter Doig im Gespräch mit Ö1

Frau vor Peter Doigs Bild "Cobourg 3 + 1 More"

Peter Doig "Cobourg 3 + 1 More" Eine Besucherin studiert den Auktionskatalog

AFP/JUSTIN TALLIS

Zwischen Kinoklub und Brexit

Doig ist bereits 2002 nach Trinidad übersiedelt, und hat dort als begeisterter Cineast neben seiner künstlerischen Arbeit auch einen Kinoclub ins Leben gerufen, für den er regelmäßig selbst gemalte Plakate beisteuert. Nach Europa kommt er dennoch in regelmäßigen Abständen. Peter Doig: "Ich habe noch immer eine Wohnung in London und meine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie und da habe ich schon meine Befürchtungen, dass die ganzen Austauschprogramme, die wir zwischen Großbritannien und Kontinentaleuropa aufgebaut haben, in Zukunft nicht mehr auf die bisherige Weise werden stattfinden können."

Teure Boote, böse Blicke

Bereits 2007 stellte Doig den Auktionsrekord für einen lebenden europäischen Künstler auf, als sein Gemälde "Weißes Kanu" für 11.3 Millionen Dollar den Besitzer wechselte. Noch weit darüber lag sein Bild "Überschwemmt", das 2015 bei Christie’s einen Verkaufspreis von beinahe 26 Millionen Dollar erzielte.

Peter Doig: "Die meisten dieser Bilder stammen aus meiner Studentenzeit oder der Zeit unmittelbar danach, als ich versuchte, als freier Künstler Fuß zu fassen. Damals vor dreißig Jahren war ich über jedes Bild froh, dass ich verkaufen konnte, weil ich das Geld zum Leben brauchte. Dass diese Bilder einmal auf diese Weise und um diese Preise auf dem Kunstmarkt gehandelt werden würden, wäre mir damals nicht im Traum eingefallen. Aber auch heute habe ich wenig Möglichkeiten, meine Bilder am herkömmlichen Kunsthandel vorbeizuschleusen. Was mir bliebe, wäre hässliche Bilder zu malen, die keiner kaufen will."

In den letzten Jahren hat Doig sich neue Sujets erschlossen. Statt der leeren oder von anonymen Wesen bevölkerten Landschaften findet man jetzt mehr und mehr Porträts. Es sind rätselhafte Gestalten, die einen da neuerdings anstarren mit einem manchmal stechenden, manchmal fragenden Blick.

Gestaltung: Wolfgang Popp

Gestaltung

  • Wolfgang Popp