Greifvogel, 2000

MARIA LASSNIG STIFTUNG

Ausstellung

Maria Lassnigs "Zwiegespräche" in der Albertina

Rund 80 Zeichnungen und Aquarelle der 2014 verstorbenen Künstlerin führt die Wiener Albertina in einer Retrospektive zusammen: Bislang völlig unbekannte Blätter runden Maria Lassnigs Konzept der "Body Awareness" ab und lassen neue Einblicke in das vielseitige Werk der Österreicherin zu.

Mittagsjournal, 4.5.2017

Body Awareness früh entwickelt

Das "Fette Selbstporträt" aus dem Jahr 1958 zeigt einen stark abstrahierten, massigen Körper und macht deutlich: Maria Lassnig hat ihre Body Awareness schon sehr früh entwickelt, auch wenn sie das damals noch anders nannte. Bereits auf diesen frühen Blättern erkennt man ihren Versuch, Körpergefühle auf ihre Essenz zu reduzieren und in Farbe umzusetzen.

Sehr berührend ist auch "Das letzte Bild meiner Mutter", ein Aquarell, aus dem die Farbe auszurinnen scheint. Der Tod ihrer Mutter löste 1964 eine Krise bei Maria Lassnig aus, denn die Mutter hatte ihr sehr nahe gestanden, wie die Kuratorin der Schau, Antonia Hoerschelmann erklärt.

"Es gibt ein Zitat von ihr, wo sie beschreibt, dass alles was lebt und lebendig ist Farbe hat. Und wenn der Tod kommt, vergeht auch die Farbe. Auf diesem Bild wird das Verblassen der Farbe aber schon sichtbar, obwohl die Mutter ja noch lebendig war, als Lassnig das Bild malte."

Selbstportrait als Playboystuhl, 1969

"Selbstportrait als Playboystuhl", 1969

MARIA LASSNIG STIFTUNG

Mit Filmen Kunst finanziert

Lassnigs Sesselbilder wie etwa der "Playboysessel" zeigen Stühle als Stellvertreter für Figuren und Charaktere. Ihrer Vorstellung nach Mobiliar, das auch sprechen konnte. Nicht verstanden wurden diese Arbeiten, als Maria Lassnig 1968 nach New York ging. Daher verlegte sie sich dort auf die Produktion von Zeichentrickfilmen, in denen sie sich leichter ausdrücken konnte.

"Lassnig hat beschlossen, in New York einen Zeichentrickkurs zu belegen. Sie dachte, sie könne in den Warner-Brothers-Studios zeichnen und so das Geld für ihre Kunst verdienen. Sie hatte dann aber mit ihren eignen Filmen Erfolg - jedenfalls mehr Erfolg als mit ihren Gemälden", sagt Kuratorin Hoerschelmann.

"Die Illusion von meiner Tierfamilie", 1999

MARIA LASSNIG STIFTUNG

"Die Illusion von meiner Tierfamilie", 1999

Sehr beeindruckend sind die "drastischen Bilder ", die zeigen, wie kritisch Maria Lassnig den technischen Fortschritt sah, etwa am Beispiel der Medizin: Man sieht Porträts, deren Gesichtslinien von Drähten umgeben sind. Mit Röntgenbildern könne man alles im Menschen darstellen, die Adern, die Knochen. Die Darstellung der Gedanken und Gefühle bleibt aber den Künstlern überlassen, wie Lassnig meinte.

Stiftung löst Hype aus

Das Bild "Vati und Ich" ist eines von sechs Bildern, das erst kürzlich von der Albertina gekauft werden konnte. Insgesamt kommt etwa die Hälfte der ausgestellten Werke aus der Sammlung der Albertina, der Rest aus der Lassnig-Stiftung.

Durch diese Stiftung - die die Künstlerin noch zu ihren Lebzeiten angedacht hatte - stehen die Werke der Künstlerin erstmals in großem Stil zur Verfügung. Weil diese Stiftung neuerdings viele große Ausstellungen mit den Arbeiten Maria Lassnigs bestückt, hat sie so etwas wie einem internationalen Lassnig-Hype ausgelöst. Die Künstlerin selbst war nämlich mit dem Verleihen ihrer Bilder äußerst zurückhaltend - sie wollte die Arbeiten lieber bei sich behalten.

Service

Albertina – Maria Lassnig. Zwiegespräche, 5. Mai bis 27. August 2017
Lassnig-Stiftung

Gestaltung